WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Morgen bereits ein wichtiger Termin: Im Amtsgericht Moabit wird gegen einen Antifaschisten verhandelt – zur Last gelegt wird diesem, dass er beim Weißenseer Blumenfest eine NPD-Fahne entzündet haben soll. Pikanterweise als Zeuge der Anklage tritt der stellvertretende Berliner NPD-Landesvorsitzende Jörg Hähnel auf, der wahrscheinlich auch Gesinnungsgenossen mitbringt. Allerdings gilt: Andere Prozessbeobachter sind ja auch erlaubt (Turmstr. 91, 10.30 Uhr). Ebenfalls heute wird im Kato eines traurigen Jubiläums gedacht: Hier erinnert man an 10 Jahre Asylrechtsänderung, die ja von der SPD begeistert mitgetragen wurde. Dass sie zurückgenommen werde, forderten die Grünen, als die Regierungsbeteiligung winkte, dann auch nicht mehr. Die Veranstalterin, die Jungle World, hat AktivistInnen von der Berliner Grenzcampvorbereitung, von Pro Asyl und der Initiative gegen Abschiebehaft eingeladen (U-Bahnhof Schlesisches Tor, 20 Uhr). Ansonsten ist die Woche weitgehend öde, erst am Samstag findet in der Kommode eine bemerkenswerte Tagung zum Thema Gouvernementalität und Geschlecht statt, bei der ForscherInnen am Gender wie Isabell Lorey, Thomas Lemke und Andrea Maihofer zu Techniken des Selbst und der Herstellung binär kodierter Zweigeschlechtlichkeit referieren. Auf die Mottofrage „Are you a boy or a girl?“ wird keine Antwort erwartet (Unter den Linden 9, Raum 213, ab 11 Uhr). Ebenfalls am Samstag wird in der Villa Kunterbunt über die regierungsamtlichen Pläne zum Sozialabbau informiert – die Frage, weswegen eigentlich Schröder stets mit Rücktritt droht, wird hier auf eine leider sehr unbefriedigende Weise beantwortet werden. Denn es geht um Kürzungen über Kürzungen, um Repressionsmaßnahmen gegen die, die man für unwillig ausgibt und natürlich um das reale soziale Elend (Thurgauerstr. 66, 18 Uhr).