: WAZ-Mann verkohlt
Gesellschafter Schumann aus der SPD ausgeschlossen, weil er 800.000 Mark für Helmut Kohl spendete
BERLIN dpa/taz ■ Der geschäftsführende Gesellschafter der WAZ-Verlagsgruppe, Erich Schumann, ist wegen seiner 800.000-Mark-Spende für Helmut Kohl und die CDU aus der SPD ausgeschlossen worden.
Der Chef von Deutschlands fünftgrößtem Medienkonzern, der zahlreiche SPD-nahe Zeitungen verlegt, fiel allerdings nicht den eigenen Genossen aus Essen oder den Funktionären des mächtigsten SPD-Bezirks Westliches Westfalen zum Opfer: Vielmehr hatten zwei Ortsvereine der Partei aus dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Raum Gießen den Schiedsspruch wegen „groben Verstoßes gegen die Statuten der SPD“ beantragt. Mit der Spende sei Schumann „öffentlich massiv für eine mit der SPD konkurrierende Partei eingetreten“. Der am Wochenende Verstoßene selbst vertritt weiterhin die Meinung, dass er seiner Partei mit der aus „demokratiepolitischen Gründen“ geleisteten Spende nicht geschadet habe.
Ähnlich stoisch hatte Schumann im März auch den Image-Verlust für das eigene Haus kommentiert. Zwar gibt die WAZ-Gruppe ihren Blättern nie direkt die politische Richtung, sondern nur die Auflagenzahlen vor, doch im traditionell sozialdemokratischen Ruhrgebiet sind neben der revierweit erscheinenden WAZ auch die Schwesterzeitungen NRZ (Essen) und vor allem die bis 1972 parteieigene Westfälische Rundschau (Dortmund) klar auf SPD-Kurs.
Zahlreiche Redakteure machten nach Bekanntwerden der Kohl-Spende zumindest inoffiziell auch keinen Hehl aus ihrer Empörung, außerdem setzte eine Kündigungswelle treuer Abonnenten ein, über deren genaues Ausmaß der in wirtschaftlichen Angelegenheiten nicht übermäßig auskunftsfreudige Konzern hartnäckig schweigt.
Der nicht parteikonforme Spenden-Kurs Schumanns, der nach dem Ausscheiden des bisherigen Mitgeschäftsführers Günther Grotkamp Ende 1999 seit Monaten allein die traditionell durch eine Doppelspitze vertretene WAZ-Gruppe führt, spiegelt dagegen im Prinzip perfekt die Konzernstrategie: Im katholisch geprägten Sauerland wählt die Bevölkerung mehrheitlich christdemokratisch. Aus vermutlich ähnlich „demokratiepolitischen Gründen“ ist der dort erscheinende WAZ-Titel Westfalenpost daher auch überwiegend auf Unions-Kurs.
Schumann kann gegen den Schiedsspruch Einspruch einlegen. Dann würde vor der Schiedskommission des SPD-Bezirks Mittelrhein als nächsthöherer Instanz neu verhandelt. Doch der Geschasste betrachtet die Entscheidung der Schiedskommission „sehr nüchtern“: „Ich bin nicht der Meinung, dass ich durch alle politischen Instanzen kämpfen muss.“ Endgültig wolle er nach Erhalt der schriftlichen Begründung entscheiden, mit der er „in zwei bis drei Wochen“ rechne. STG
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