: Vulkans Pläne: „Nobody knows“
■ Hennemann plauderte über Einkaufstour im deutschen Osten / Gewinn verdoppelt
Die ostdeutschen Werften sind zukünftig im Wettbewerb stärker als die westdeutschen, weil sie 36 Prozent Produktionsbeihilfen bekommen, während die Zuschüsse für die Westwerften gekürzt werden. Das war der gemeinsame Tenor von Wirtschaftssenator Claus Jäger und Vulkan-Chef Friedrich Hennemann. Protest und Betroffenheit war angesagt, aber Hennemann spielte gar nicht erst den Gramgebeugten, sondern trat am Mittwochabend als erfolgsgesättigter Werftendirigent vor die Presse. Für die gute Stimmung gibt es einen guten Grund: Der Vulkan profitiert mit seinen mecklenburgischen Standorten vom Geldsegen aus Brüssel. Auf die Frage, ob der ausreiche, um die Meerestechnik Wismar (MTW) und die Dieselmotorenwerke Rostoch (DMR) zu sanieren, bejahte Hennemann.
Die Kaufverträge für das Dieselmotorenwerk und die Meerestechnik Wismar stehen jetzt nur noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der EG. Hennemann rechnet damit, daß die Kommission am 12. Juni grünes Licht gibt. Dann sollen die Rostocker Motorenwerke mit 800 Arbeitsplätzen Schwerpunkt des Schiffsmaschinenbaus im Vulkan Verbund werden, eine Bemerkung, die die Beschäftigten des Maschinenbaus in Vegesack aufhorchen lassen könnte. Die Meerestechnik, so Hennemann, werde voraussichtlich mit der Lübecker Flenderwerft, die ebenfals zum Vulkan-Verbund gehört, fusionieren. Ansonsten sollen die Mitgliedsfirmen des Verbundes selbständige Gesellschaften bleiben.
Solange die Kaufverträge für die beiden Werften nicht von der EG-Kommision in Kraft gesetzt sind, kann die Vulkangruppe nicht erneut als Käufer auftreten. Das sei mit der Treuhand so vereinbart, sagte Hennemann. Er habe jedoch sein Interesse an der Rostocker Neptun-Werft bei der Treuhand angemeldet.Hennemann will auf der Neptun-Werft 200 bis 400 Arbeiter mit Schiffsreparaturen beschäftigen. Das biete sich an, weil die Vulkan- Gruppe das Reparaturdock der Neptun-Werft bereits gekauft habe. „Für das Überleben der Neptun-Werft ist Reperatur ein wichtiger Baustein“, sagte Hennemann. Voraussetzung für diese Pläne sei jedoch, daß Kvaerner seine Absicht aufgebe, auf der Warnow-Werft ebenfalls Schiffsreperaturen anzubieten. Neben der Schiffsreperatur will Hennemann auf der Neptun-Werft schiffbaufremde Fertigung ansiedeln, in der seiner Einschätzung nach noch einmal 600 Menschen Beschäftigung finden könnten. Er könne sich die Neptun-Werft im Vulkan-Verbund mit rund 1.000 Beschäftigten vorstellen.
Außer der Neptun-Werft will der Vulkan keine weiteren Standorte in Mecklenburg-Vorpommern kaufen. „Augenblicklich nicht“, fügte Hennemann hinzu, „aber nobody knows.“
Im kommenden Monat wird der Vulkan seine Bilanz für das Jahr 1991 veröffentlichen. In diesem Jaht habe das Unternehmen seinen Gewinn verdoppelt, verkündete Hennemann mit sichtbarem Stolz. Die Aktionäre haben davon aber nichts. Eine Dividende ist nicht in Sicht. kvr
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