■ Nebenkriegsschauplätze: Voscherau, der Rächer
Es hatte so weh getan, als die linken Genossen das Ruder übernahmen. Bürgermeister Henning Voscherau war Hamburgs Star, sogar als Bundesfinanzminister einer künftigen rot-grünen Koalition wurde er seinerzeit geführt. Und dann kam trotz seiner Beliebtheit der Absturz der SPD bei den Bürgerschaftswahlen 1997. Voscherau trat zurück. Und keiner weinte echte Tränen.
Doch Rache ist süß. Ausgerechnet die linken Sozis, höhnt nun der vom Landeschef zum einfachen Notar geschrumpfte Voscherau. Ausgerechnet die Linken, die damals Helmut Schmidt mit ihren blöden Protesten zum Nato-Doppelbeschluß in den Rücken fielen, beschwören nun die Illusion des gerechten Krieges.
„Die Hamburger SPD kuscht vor der Regierungsrolle der Partei in Bonn“, klagt er in der lokalen Presse. Und weiter: „In einer Frage von Leben und Tod verkommt die SPD zu einer schweigenden, profillosen Masse.“ Während ein Angriffskrieg geführt worden sei, hätten die Sozialdemokraten über Zebrastreifen in Hamburg-Bergedorf diskutiert.
Das saß. Und tat weh. Dieses Mal den linken Genossen. Voscheraus Unterschrift auf einem Antikriegsaufruf der Jusos. Voscherau im Hamburger Abendblatt. Voscherau im Hamburger Lokalteil der Welt. Kurz: Voscherau lebt. Und er sagt gemeine Dinge. Der linke Parteichef Jörg Kuhbier kann es nicht fassen. Ist das gerecht, daß der, ausgerechnet der, der immer für ein Durchgreifen bei der Hafenstraße war, der gesagt hatte, die deutsche Justiz sei zu „zu lau, zu lasch, zu langsam“, der Grünen-Hasser, nun linke Positionen anmahnt???
„Ich halte diesen Vorwurf für unberechtigt“, sagte Kuhbier. Wenn das kein argumentativer Gegenschlag ist! So kraftvoll! So schneidig! Voscherau dürfte schwer getroffen sein. sim
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