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Vorsicht geboten

■ betr.: „Den Königsweg beschrei ten“ (Gespräch mit dem Vorsit zenden der Jüdischen Gemeinde Berlin, Andreas Nachama), taz vom 7.7. 97

Meine Unwissenheit zum Thema, die die taz mühsam seit einigen Tagen zu beseitigen sucht, gebietet mir Vorsicht in meinen Äuszerungen. Eine Vorsicht, die ich Herrn Andreas Nachama, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlins, gern ans Herz legen möchte, sofern er noch nicht begriffen hat, wie wenig hilfreich seine „akademische Feststellung“, in welcher er das Hick-Hack um die Konzeption des Jüdischen Museums in Berlin mit 1933 vergleicht, der Sache dienlich ist. Da musz Herr Nachama doch sehr genau wissen (woher eigentlich?), dasz Kultursenator Radunski und Generaldirektor Güntzer vom Stadtmuseum im Gegensatz zum gaschaszten Amnon Barzel eben keine Mitmenschen jüdischer Konfession sind. Dieser Fakt allein soll doch wohl nicht mutmaszen lassen, dasz die beiden Herren, kraft ihres Jobs, von vornherein ungeeignet zur Erfüllung ihrer Aufgaben sind, und sei es die Installation eines Museums Jüdischer Geschichte. Es scheint, als wolle man noch im Vorfeld die Frage beantworten, wem sie nun eigentlich gehört, die Geschichte. Dabei geht es nicht um den Bau einer Synagoge, sondern vielmehr um die rein wissenschaftliche künstlerisch-kulturelle Darstellung von Vergangenheit, die sich als solche ohnehin nicht von bestimmten Interessengruppen vereinnahmen läszt. Wer sollte denn in einem Staat westlicher Demokratie favorisiert werden als Wissenschaftlicher Leiter einer Ausstellung über Kirchenbau-Architektur? Eine qualifizierte Persönlichkeit oder eine christliche qualifizierte Persönlichkeit?

Wer eine Kündigung aus „inhaltlichen Gründen“ mit traurigen Begebenheiten von 1933 vergleicht, noch dazu mit dem Wunsch, sich hierfür im nachhinein nicht entschuldigen zu müssen, sollte dies schon sehr gut argumentativ untermauern können. Die deutsche Geschichte zwingt zur Sensibilität, macht aber auch ein sensibles Empfinden verständlich bei Personen, die mit einem solch schwerwiegenden Vorwurf konfrontiert werden. Ein kreativer Krach ist das eine, zumal es durchaus Unterstützung für Barzels Ideen gab und gibt, aber diese „Wir sind immer die Gelackmeierten“-Mentalität, mit einem leichtfertigen und für mich persönlich in diesem Zusammenhang wirklich nicht beweiskräftig nachvollziehbaren Verweis auf die Diktatur des Nationalsozialismus, zeugt nicht von dem dafür notwendigen Selbstbewusztsein, was ich Herrn Nachama angesichts seiner Aufgabe von Herzen wünsche. Heiko Naumann, Köln

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