QUERSPALTE: Vorsicht, Bonn!
■ Die ultimativen Argumente für einen Regierungssitz Berlin
Auf etwa 50 Milliarden beziffern die Bonn-Befürworter eine Verlegung des Regierungssitzes von der Provinz am Rhein in die Metropole an der Spree. Viel zu viel, sagen die Bonner. Doch wer nicht nur auf die Schnelle denkt, sondern mittel- und langfristig plant, muß zu der Überzeugung kommen, daß diese Investition preiswert ist. Über eines nämlich müssen sich Volk und Volksvertreter klar sein: Die Verlegung von Regierung und Parlament kommt allemal. Die Frage ist nur, ob sie gut geplant oder unter dem Druck von Feuer und Lebensgefahr eiligst vollzogen wird.
Schon seit über 40 Jahren sind Legislative, Exekutive, ein bißchen Judikative, jede Menge Lobbylative und unsere arme Presse in Bonn vom Tode bedroht. Doch typisch für das Raumschiff am Rhein — die Gefahr wird verdrängt, sie wird verniedlicht, ja, nicht einmal zur Kenntnis genommen. Dabei genügte schon ein kurzer Blick auf die Landkarte: Nur rund 60 Kilometer von Bonn entfernt liegt das Kloster Maria Laach in idyllischer Lage an einem tiefen Tümpel. Es ist dieser See — und mit ihm noch Dutzende andere —, der zum sofortigen Umzug nach Berlin gemahnt. Warum? Weil auch hier — so wie gerade in Japan und auf den Philippinen — ein gewaltiger Vulkanausbruch droht. Vor noch gar nicht allzulanger Zeit brodelte hier Lawa, versengte das Feuer alles Lebendige, stürzten Berge ein, türmten sich neue auf, ging Aschenregen hernieder und wurde die Erde von gewaltigen, alles zerstörenden Eruptionen durchzuckt. Der Neandertaler rannte daraufhin ganz schnell ins Neandertal. Nicht anders wird es den Bonnern ergehen, wenn demnächst auch in der Eifel die Vulkane wieder ihre tödlichen Fontänen in die Provinz spritzen. Ob dann die Zeit noch reicht, um mit der Stadtbahn (Linie 16) Richtung Düsseldorf zu entkommen?
Wie gemütlich dagegen Berlin! Statt in einer Region gefährlicher Vulkane und tückischer Erdbeben (das letzte erst in den 50er Jahren!), ist die Stadt in einem wunderschönen ehemaligen Sumpfgebiet angesiedelt. Erdbeben jedenfalls sind hier keine zu erwarten. Und als Sumpfblüten können die Volksvertreter ein angenehmes und ereignisloses Dasein fristen — wie schon heute in Bonn. Nur eben ohne Lebensgefahr. Klaus Hillenbrand
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen