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■ „Fremdes Zuhause“ – Porträtfotografien von Frank Darius im Haus der Kulturen der Welt

Was für die hier als „Asylbewerber“ Gestrandeten ihr Zuhause ist, hat Frank Darius in seinen Fotografien glücklicherweise unterschlagen: In der Ateliersituation isoliert, verlieren die Leute aus Angola, dem Libanon, Rumänien und anderen Ländern natürlich ihr Stigma. Sie werden zu Kindern, Müttern, alleinstehenden Männern, deren Integration nicht nur gut vorstellbar ist, sondern teils deutlich schon vollzogen, wie an Kleidung und Frisuren, und manchmal an Blicken zu erkennen ist. Bei den Kindern eher als bei den Erwachsenen, bei den Afrikanern eher als bei den Europäern. Pseudo-Pumas, Cordhose und ein T-Shirt „Es geht aufwärts mit Berlin – Berliner CDU“: Was will man mehr von einem schwarzen Zehnjährigen, dessen Blick ernst, aber ohne Angst ist?

Der Zug von Modefotografie ist bei diesem Projekt – das ja ansonsten ohne Zweifel politically correct ist – das Interessanteste. Der Kontakt zu den Menschen bleibt, trotz oder wegen der gezielten Konfrontation, eher oberflächlich: Die meisten Menschen sehen zwar in die Kamera, aber nicht aus dem Bild heraus. So könnte man aus diesen Bildern, entgegen ihrer Absicht, auch dieses schließen: daß Deutschland für viele dieser Leute nie ein Zuhause sein wird, sondern eine Fremde bleibt. Aber andererseits ist Deutschland ja kein Fotozelt mit Oberlicht.

Weniger plakativ als das Projekt ist der Katalog, der ohne Palaver die Sache erhellt, um die es geht. Auf drei Seiten wird die Geschichte des „Asylverfahrens“ bis zum jüngsten Stand referiert. Vilém Flusser kommt zu Wort, und Sami Al-Bayaty schildert seinen Alltag in einem Heim im Sächsischen. Ulf Erdmann Ziegler

Abbildungen: Katalog

„Fremdes Zuhause“. Porträtfotografien aus einem Flüchtlingswohnheim von Frank Darius. Noch bis zum 30. Januar, Di.–So. und feiertags 10–20 Uhr, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten. Der Katalog kostet 24 DM.

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