Sanssouci: Vorschlag
■ „Jacke wie Hose“
Er malocht und bringt die Knete nach Hause. Wenn's mal wirklich eng wird, nimmt er jeden Job. Um nicht an Hitlers Front zu müssen, bevorzugt er den SA-Dienst. Später, im Märkischen, schuftet er für Plaste und Elaste. Schließlich reinigt er Pißbecken. Ein deutsches Männerleben? Nicht ganz.
Im Anzug steckt Ella Gerike, die ihren Mann schon vor dem Krieg heimlich beerdigt hat. Zog seine Kleider an, schnitt sich die Haare und nahm seinen Job. So blieb die Frau nicht Frau und auch nicht arbeitslos – dafür aber einsam und allein. Eine deutsche Identität hat Manfred Karge mit seinem Monolog „Jacke wie Hose“ beschrieben, und Sabine Schwarzlose gibt ihr die rechte Fasson. Mit schwerfälligem Atem rollt ihr die Sprache aus dem Mund.
Ein Mensch berichtet von sich, dessen Hauptbeschäftigung die Anpassung bis zur Auflösung ist. Doch so wie vor unseren Augen die Figur zwischen männlich und weiblich beständig oszilliert, so auch unsere Wertung über sie. Hinter der harten Schale verbergen sich unerfüllte Hoffnungen, die nur noch hier und da tragisch aufleuchten. Ein Schneewittchen der herberen Art. baal
3. bis 6.3. im Ratibor-Theater, Cuvrystraße 20, Kreuzberg.
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