■ Vorschlag: Beinahe ein Comiczeichner: Jim Avignon im Haus Schwarzenberg
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Beinahe ein Comiczeichner: Jim Avignon im Haus Schwarzenberg
Wo Comic draufsteht, ist Comic drin Abbildung: Ausstellung
Wenn sich drei Comiczeichner und ein „Beinahe-Comiczeichner“ (Eigenaussage Jim Avignon) zusammentun, um eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, kommt Comic-Kunst heraus: zwei Räume voll bemaltem Papier, riesengroßen, dreidimensionalen Cartoonfiguren, Mündern, Köpfen, Körperteilen aus Pappe. Die „Freakshow“, die letzten Samstag ihre Pforten öffnete, ist eine Rauminstallation von Berlins fleißigstem Künstler Jim Avignon, den Comiczeichnern Atak und C.X. Huth sowie dem Schweizer M.S. Bastian. Die grellbunten, oft mit Worten und Sprüchen vermischten Avignon-Gemälde „dekorieren“ den Raum, die schwarzweißen, wandfüllenden Szenen von M.S. Bastian wirken dagegen ruhiger, aber immer noch sehr amüsant. Bunte Pappminiaturen von Atak stehen wie Gartenzwerge herum, von der Decke baumeln Gemeinschaftsproduktionen von allen vieren. Man kann sich an einer eigens von Avignon konstruierten Maschine ein Horoskop stellen lassen, und von ihm stammt auch eine dreidimensionale Kuh. Atak schuf einen „Gittermenschen“, der zwei Meter hoch in den Raum ragt. Der Ausstellungsraum wirkt wie eine fröhliche Partykulisse, das Eröffnungsfest mit zehn Bands war dann auch ein rauschendes Fest.
Für den Devotionalienhandel hatten die vier jungen Künstler besonders schöne Ideen: Es gibt Tradecards, also Sammelkarten der Exponate, bunte Kunstdrucke und Kleinstfiguren zu kaufen. Der Pressetext nennt die dargestellten Figuren zwar augenzwinkernd Freaks, die „Fehlversuche und die schlechten Witze tolldreister Forscher“. Die Kunst der Zeichner, der „quasi absichtslosen Generation“ ist dennoch zu schön, um sie nur als kleines Bild in einer Sprechblasen-Geschichte zu haben. Jim Avignon: „Moderne Künstler wollen die Aspekte des Lebens oft gar nicht mehr darstellen, sie beschäftigen sich lieber mit anderen, abstrakteren Inhalten. Da kommt der Comiczeichner gerade recht, seine Art der Darstellung ist moderner, zeitgemäßer.“ Den Objekten der „Freakshow“ merkt man den Spaß, den die Macher beim Aufbau hatten, jedenfalls an: Kunst für die Neunziger, trotzdem nicht inhaltslos, sondern schnell und modern. Zur Finissage am 18.9. gibt es natürlich noch mal eine Party mit Bands und DJs, der Eintritt zur Freakshow ist – ganz Neunziger-untypisch – frei. Jennifer Zylka
Haus Schwarzenberg, Rosenthaler Straße 39, 2. Hof, Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 15 bis 20 Uhr, Sa./So. 13 bis 19 Uhr
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