piwik no script img

■ VorschlagDer verborgene Brecht – Lesung und Buchpräsentation im Brecht-Haus

Als die Weigel und der Brecht am 22. Oktober 1948 nach Berlin kamen, wohnten sie vorübergehend im Hotel Adlon. Am nächsten Morgen machte Brecht einen Spaziergang durch die zerstörte Wilhelmstraße. Der Dichter B., so erzählt es Michael Rutschky in seinen Spaziergangsgesprächen, führte dabei höchst widersprüchliche Gespräche mit der Arbeiterklasse. Die nämlich machte sich Sorgen wegen der Dauer des Wiederaufbaus. „Um so länger werde er dauern, als keine Geldleute mehr zur Hand seien und ihn betrieben ... Während der Dichter B. doch der Überzeugung ist, die Kriegstrümmer verantworte niemand anderes als die Geldleute; den Wiederaufbau dagegen der Sozialismus.“ Und jetzt erwiderte darauf die Spaziergängerin Frau Goyschke, seien sie da, die Geldleute, und es gehe wie geschmiert. Sie hatte eben doch recht, die Arbeiterklasse.

So reden Spaziergänger.

Mitgegangen ist der kultverdächtige Modefotograf Juergen Teller, der seit zwölf Jahren in London lebt und die Stadt mit der Kamera neu für sich entdecken muß. Herausgekommen ist ein Berliner Stadtrundgang zum verborgenen Brecht.

Oder anders: Brecht fungiert als Lesegerät im neu entstehenden Berlin, das hier und da noch aussieht wie das alte, dann aber auch wieder wie Moskau. Spuren zu Brecht gibt es ganz konkret, zum Beispiel auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße. Obwohl Brecht eigentlich „demodé“ ist, wie Rutschky bemerkt, kommt er ganz konkret vor, zum Beispiel im Graffito an einer Häuserwand. „Da hat einer der Kreuzberger Anarchos seinem Deutschunterricht aus den Siebzigern die Treue gehalten.“

So schreibt er, der Rutschky.

Heute abend zu hören, vor den Fotos von Juergen Teller. Harry Nutt

Heute 18 Uhr, Brecht-Haus, Chausseestraße 125, Mitte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen