: Vorbei die Zeiten...
■ betr.: Telekom-Gebührenerhö hung
Alle schimpfen über die Telekom, genauer über die Gebührenerhöhung. Ich möchte mich, als jemand für den das Telefon ein Instrument zum schnellen Informationsaustausch ist, ausdrücklich bedanken.
Vorbei sind die Zeiten, wo ich erst ein wenig Small talk mit dem Freund meiner Freundin machen mußte, um endlich fragen zu dürfen: „Ist sie da?“, vorbei sind die Zeiten, wo eine harmlose Verabredung Stunden dauert, weil man sich als höflicher Mensch erst einmal nach dem Befinden und nach diesem und jenem erkundigte, bevor man den eigentlichen Satz an den Mann oder die Frau bringen darf: „Wann treffen wir uns“, um dann beim Stelldichein nicht mehr zu wissen, worüber man eigentlich reden soll, denn „Das habe ich dir ja schon am Telefon erzählt.“ Nein, endlich darf ich ohne Umschweife, Umwege und Umleitungen sofort nach dem „Hier ist ...“ die Leitung für meine Kernbotschaft nutzen. Niemand ist mehr beleidigt oder irritiert, denn jeder weiß, der Gebührenzähler tickt im Hintergrund.
Seit dem 1. Januar sind auch die Zeiten vorbei, wo ich mich über die Anrufbeantworter geärgert habe. Diese ehemalige Einheitenverschwendungsapparate entwickelten sich über Nacht bei richtiger Bedingung zu wahren Sparschweinen und persönlichen Telefonrechnungserhöhungsverhinderern. Will ich eine Person anrufen, von der ich weiß, daß sie trotz aller mir entstehenden Kosten, unbedingt minutenlang mit mir telefonieren will, ja da rufe ich doch den Anrufbeantworter an, spreche meine Botschaft auf Band und schwupp ist innerhalb von Sekunden der Schwarze Peter bei dem anderen gelandet, und der kann nun auf seine Kosten mit mir plaudern, am Telefon.
[...] Vorbei sind auch die Zeiten, wo ich mir die Finger wund wählte, um endlich bei diesen notorischen Lang- und Vieltelefonierern durchzukommen. Nein, heute klappt es fast immer auf Anhieb.
Nur die Behörden glauben immer noch, daß sie das Klicken meines Gebührenzählers mit scheußlich freundlicher Musik und einer reizenden Stimme übertönen können, die mir sagt, „Bitte warten, Sie werden gleich bedient.“ Nein, da bin ich meist schon längst bedient, mit einer Warte-Einheit. Hier empfehle ich konkrete Angaben: „Sie haben schon x Einheiten lang gewartet, bitte warten Sie weitere(s) ab.“ Ab der sechsten, siebten Einheit, also nach zehn Minuten, erwarte ich dann die Revision: „Sie warten jetzt schon sechs, sieben Einheiten lang, eine Postkarte wäre billiger gewesen“, und nach 12,5 Minuten: „Sie haben jetzt schon 8,3 Einheiten verwartet, ach hätten Sie uns doch einen Brief geschrieben!“ Britta Sutorius, Berlin
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