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Vor zehn Jahren

Vor zehn Jahren konstatierte die Bremer taz einen „Verlust an politischer Phantasie, der bei den Grünen seit geraumer Zeit eingekehrt ist und angesichts der rasanten Demokratisierung in der DDR seinen augenfälligen Ausdruck findet“. Titel einer Diskussionsveranstaltung: „Die Mauer ist weg, die Grenze muss bleiben.“

Lothar Probst, als Moderator angeheuert, wollte „Positionen entwickeln, die sich dem Sog der Wiedervereinigungsformel stellen“. „Ihr redet“, sagte eine Frau vom Neuen Forum aus Suhl, die nach Bremen gekommen war, „als wären wir ein Teil BRD, mit dem man jetzt machen könnte, was man will. Über Wiedervereinigung haben wir in der DDR noch nicht geredet, da haben wir gar keine Zeit dazu. Wir müssen uns um wichtigere Sachen kümmern, um die Schulen, um Zeitungen, die es sich zu lesen lohnt, um ein attraktiveres Fernsehen.“

„Vielleicht können wir Euch aber auch gar nicht mehr in Ruhe lassen“, wandte Zoltan Szankay ein und spielte auf eine Situation an, deren lokale Ereignisse soviel politische Sprengkraft bergen, dass auch in der Bundesrepublik die bislang gültigen deutschlandpolitischen Grundsätze auf den Müllhaufen der Geschichte gehören.

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