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Vor dem Notstand in Südkorea?

■ Regierung droht mit „Sondermaßnahmen“ / Shultz schließt US–Intervention auf jeden Fall aus

Seoul (afp/dpa) - Nach den seit zehn Tagen andauernden Straßenkämpfen in Seoul und anderen südkoreanischen Städten hat die Regierung Chun Doo Hwan am Freitag mit der Verhängung von nicht näher benannten Sondermaßnahmen gedroht, falls es nicht gelänge, „Ruhe und Ordnung“ wiederherzustellen. Die Verhängung des Kriegsrechts oder die Ausrufung des Ausnahmezustands wurden dabei von Ministerpräsident Lee Han–Key nicht ausdrücklich genannt. Sie werden jedoch von Beobachtern für möglich gehalten. Die Situation in der Hauptstadt Seoul und den größeren Provinzstädten, wo die Straßenschlachten zwischen der Polizei und Zehntausenden von Demonstranten auch am Freitag unvermindert weitergingen, wird allgemein mit der während des Aufstandes in Kwangju 1980 verglichen, der mit einem blutigen Massaker beendet wurde. Die wichtigste bürgerliche Oppositionspartei, RDP, lehnte unterdessen ein Gespräch mit dem designierten Chun–Nachfolger Roo Tae Wo ab und forderte ein Treffen auf höchster Ebene zwischen ihrem Vorsitzenden Kim Young Sam und dem Staatschef persönlich. Als Vorbedingung dafür nannten Parteisprecher jedoch die Freilassung aller in der vergangenen Woche wegen der Organisation von Demonstrationen festgenommenen Oppositionellen sowie die Aufhebung des vor zwei Monaten gegen den liberalen Oppositionsführer Kim Dae Jung verhängten Hausarrests. US–Sanktionen gegen Südkorea wird es nicht geben. Fortsetzung auf Seite 6 Kommentar auf Seite 4

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