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Vor Ottos letztem Kampf

■ Schwerwiegende Klöpse: Catcher vor dem Finale ordentlich abgewogen

Aus viel Fleischteig geknetet: Catcher „Rambo“ von rückwärtsFoto: Jörg Oberheide

“Uuaaaaahhhhh. Dich zermansche ich, jeden verdammten Knochen breche ich Dir im Körper. Ich werde nicht gegen Dich ringen, ich werde Dich zerstören.“ Daß der Kerl mit dem Quadratschädel und den roten Haarstreifen an den Seitenkanten es ernst meinte, daran glaubte sogar sein Gegner Rambo. „Das ist der brutalste Fighter, den ich kenne. Wenn der anfängt, fies zu werden, dann Gnade ihm Gott. Den mach ich fertig.“

Doch gemach, auch bei den Berufsringern wird nichts so heiß gegessen wie es vor versammelter

hierhin bitte

das Foto von

dem fetten

Catcher-Rücken

Presse herausgebrüllt wird. Bei einer dicken Scheibe Burgunderschinken hatte sich der französische Über-Stallone hinterher schon wieder im Griff. Unflätiges Herumbrüllen gehört zum Geschäft der Catcher, und dies ganz besonders bei der „Abwaage“ von Rambo und seinem amerikanischen Kontrahenten Bull Power. Immerhin wollen sie morgen abend um die Weltmeisterschaft im Superschwergewicht streiten, da kann schon mal das Blut der menschlichen Kampfklötze überkochen.

Stolze 169 kg brachte der Ex- Profifootballer von den Los Angeles Rams, Bull Power, auf die Waage, das Zaumzeug, das seinen wuchtigen Kopf einschnürte,

eingerechnet. Rambo, mit 28 Jahren um fünf Lenze jünger als der Bolzer aus Colorado, brachte es nur auf schlappe 124 kg.

Aber Eingeweihte wissen längst: Das hat gar nichts zu bedeuten, so ein WM-Fight hat seine eignen Gesetze, das ist wie bei Pokalspielen im Fußball. Und außerdem scheint der Franko- Rambo einen Schnellkraft-Vorteil zu besitzen. Der Mann aus St. Malo war mal im Olympia-Team der Franzosen einer er besten Diskuswerfer. Seine Pranke ist also nicht ohne.

Der morgige Abend hat noch ein besonderes Schmankerl zu bieten, denn der „unwiderruflich letzte Kampf“ von Big Otto Wanz (175 kg) wird den endgültigen Abschluß seiner Karriere bedeuten.

Aber aufgepaßt, der eigentliche Widersacher, Herr Bam Bam Bigalow zieht es vor, mit Filmaufnahmen in Fernost Geld zu machen, anstatt sich vom Grazer Publikumsliebling in die Mangel nehmen zu lassen. Das Ersatz- Opfer steht schon bereit, auch wenn der Texaner Terry Funk von den eigenen Qualitäten mehr hält als Big Otto. Der 40-jährige Rancher macht es nur aus Liebe zum Sport, behauptet er, denn Geld braucht er schon lange nicht mehr. Otto hingegen brabbelte mit alpenakzent-gefärbtem Englisch etwas von einer Speisekarte, auf der Mr. Funk noch fehle. Auf das Menü können wir gespannt sein.

Weiße Riesen-Limousinen, zerfurchte Funktionärsgesichter und muskelbewehrte Kampfkolosse - so sieht der Ernst des Lebens für Catcher aus. Der Spaß scheint dabei auf der Strecke zu bleiben. Das meint jedenfalls der grimmige Bull Power: „Football was fun, wrestling is money“. Mins Minssen jr.

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