: Von Sieg und Niederlage
SCHWERELOS In der Filmreihe „Getanzte Augenblicke“ zeigt das Kommunalkino Hannover im Künstlerhaus drei Dokumentarfilme über die Tanzkunst
„Pina“ von Wim Wenders war sicher ein Türöffner: Vor diesem erstaunlichen Erfolg gab es für Dokumentationen über das Tanzen kaum ein Publikum. Dabei studieren die TänzerInnen selber schon lange die Choreografien ihrer Kollegen auf Film. Nicht umsonst gibt es ein Tanzfilminstitut, das in Bremen angesiedelt ist.
Das Kommunalkino Hannover zeigt bis Ende des Jahres drei sowohl stilistisch wie auch dramaturgisch sehr unterschiedliche Dokumentationen, deren Bandbreite vom modernen Tanz bis zum klassischen Ballett reicht. Im Mittelpunkt von „Tanja – Life in Movement“ steht oder besser tanzt die in Deutschland geborene Tanja Liedtke. Die Tänzerin und Choreografin wurde sehr jung schon international bekannt und als 29-Jährige zur Leiterin der Sydney Dance Company berufen. Doch bevor sie dort reüssieren konnte, kam sie im Jahr 2007 bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Früher Tod
Die Dokumentation von Sophie Hyde und Bryan Mason ist ein Porträt der Künstlerin mit den üblichen Sequenzen aus privaten Archiven und Ausschnitten von ihren Produktionen. Aber der Film zeigt auch, wie das künstlerische Vermächtnis solch einer Künstlerin aussehen kann: Der Film dokumentiert die Welttournee, auf der das von Liedtke zusammengestellte Ensemble 18 Monate nach ihrem Tod die Choreografien der verstorbenen Leiterin zeigt.
„First Position – Ballett ist ihr Leben“ folgt einem bei amerikanischen Sportler- und Künstler-Filmen altbewährten Strickmuster: Es geht um einen prestigeträchtigen Wettbewerb und die Dokumentarfilmer folgen einigen Teilnehmern auf ihrem Weg zu Sieg oder Niederlage.
Hier geht es um den Youth America Grand Prix, der als die größte Tanzmeisterschaften der Welt gilt. Sowohl moderner Tanz wie auch klassisches Ballett gehören zu den Kategorien, es gibt um die 5.000 Teilnehmer und die Gewinner werden als die Entdeckungen der Saison gefeiert.
Die Protagonisten von „First Position“ sind sechs Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren. Die Regisseurin Bess Kargman zeigt, welche körperlichen und seelischen Belastungen sie sich zumuten.
Der Film „La Danse“ wurde von dem 1930 geborenen Frederick Wiseman inszeniert, dem Pionier des amerikanischen Direct Cinema. Diese Methode des möglichst genauen und unmittelbaren Kamerablicks wendet er hier an, um zu zeigen, wie eine klassische Ballettproduktion entsteht. Neun Wochen lang drehte er hinter den Kulissen der Operá National de Paris und beobachtete die Arbeiten in den verschiedenen Gewerken von den Kostümbildern über die Bühnenbildner und Choreografen bis zu den Startänzern. Dabei bekommt man einen intensiven Eindruck davon, wie viel Arbeit in den so schwerelos wirkenden Tänzen steckt. HIP
„Getanzte Augenblicke“: 12. bis 29. Dezember, Kino im Künstlerhaus, Hannover