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Von Leserin zu Leser-betr.: "Sprachenvielfalt", Leserbrief taz vom 16.4.91

betr.: „Sprachenvielfalt“, Leserbrief von Dr.Lutz Roemheld,

taz vom 16.4.91

Es überrascht mich, daß immer noch Menschen Esperanto ohne Vorbehalte als europäische lingua franca propagieren. Was nicht verwundert ist, daß es ein Mann ist, der dies tut. Diese Sprache, die sich Ende des 19.Jahrhunderts einem vielleicht wohlmeinenden, aber patriarchalen und romanophilen Männerhirn entwunden hat, ist eine Zumutung für jede, die sich mit den Zusammenhängen von Sprache, Denken, kultureller Identität und sozialer Realität beschäftigt hat.

Auch ich sehe die Gefahren von Englisch (und Französisch) als Hegemonialsprache(n), aber eine als international proklamierte, eigens zur Völkerverständigung geschaffene Sprache, deren Wortgut zu 70 Prozent romanischen, zu 20 Prozent germanischen und nur zu zehn Prozent „anderen“ Sprachen entstammt, dürfte nicht weniger gefährlich und diskriminierend sein. Zudem ist die Kunstsprache Esperanto frauenfeindlicher, als vermutlich jede (auch in einer noch so frauenfeindlichen Kultur) gewachsene Sprache.

Die kombinierten Unzulänglichkeiten der italienischen und der deutschen Sprache gipfeln in einer generellen Verwendung der Endung „ino“ für die weibliche Form (diese Endung entspricht der männlichen Diminutivendung im Italienischen!), so daß die Esperantowörter für Frau „virino“ und für Mutter „patrino“, also ungefähr „Männlein“ und „Väterchen“ lauten. [...] Elisabeth Klemens, Göttingen

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