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Von Hungersnot bedroht

■ In Liberia verschärfen sich die Kämpfe. Ghana will vermitteln

Nairobi (dpa) – In Monrovia sind gestern die heftigsten Kämpfe seit Tagen ausgebrochen. Truppen der Übergangsregierung unter Rebellenführer Taylor versuchten, die Armeekaserne zu stürmen, in der sich die Krahn-Milizen von Roosevelt Johnson mit mehr als 400 Geiseln verschanzt haben, berichteten Augenzeugen. Unter den Geiseln sind 30 liberianische Frauen und Kinder sowie fast 50 Soldaten der westafrikanischen ECOMOG-Friedenstruppen.

Ghanas Staatschef Jerry Rawlings ist gestern in die liberianische Hauptstadt geflogen, um zwischen den verfeindeten Milizen einen Waffenstillstand zu vermitteln. Rawlings ist zur Zeit Vorsitzender der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), unter deren Schirmherrschaft die ECOMOG-Friedenstruppen in Liberia stehen.

Diplomaten in Monrovia sagten, der ghanaische Präsident werde auch versuchen, die ECOMOG-Truppen zu einem stärkeren Engagement zu bewegen. Trotz früherer Versprechungen hätten sie nichts unternommen, um die seit Tagen anhaltenden Plünderungen zu unterbinden. Auch hätten die Truppen bislang keine Positionen im Botschaftsviertel Mamba Point bezogen, wo sich bis zu 20.000 Flüchtlinge aufhalten, die wegen der Kämpfe nicht mit Nahrungsgütern und Wasser versorgt werden können.

Hilfsorganisationen haben vor einer schweren Hungersnot mit unzähligen Opfern gewarnt. Zehntausende Menschen hätten seit Tagen keinerlei Möglichkeit mehr, sich Wasser und Nahrungsmittel zu beschaffen, sagten in Monrovia tätige ausländische Nothelfer dem britischen Rundfunksender BBC.

Wegen der anhaltenden Kämpfe haben am Freitag auch die UN-Organisationen in Monrovia mit dem Abzug ihres Personals begonnen. Die weitere Stationierung ausländischer Mitarbeiter könne nicht mehr verantwortet werden, erklärte eine Sprecherin des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen.

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