: Vom alten Masterplan zum neuen Plänchen
KULTURFORUM Stimmann-Klötze sollen nicht gebaut werden, Kulturausschuss für neue Entwürfe vor Ort
THOMAS FLIERL, LINKE
Dem „Stimmann’schen Größenwahn“ ergeht es wohl genauso wie dem Scharoun’schen Gästehaus, dessen Verwirklichung am Kulturforum der frühere Senatsbaudirektor stets bekämpft hatte: Es wird nichts draus. Der „Masterplan Kulturforum“ zur Bebauung des bis dato nicht fertiggestellten Areals soll in wesentlichen Punkten „aktualisiert und verändert“ werden. Insbesondere das Verkehrskonzept und die geplanten „Klötze“ zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie, wie Größenwahn-Kritikerin Alice Ströver (Grüne) hämisch anmerkte, sollen auf den Prüfstand. Dies beschloss der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag – auf Antrag der SPD und der Linken – mehrheitlich. Der Senat wurde aufgefordert, bis Ende April eine Stellungnahme dazu zu erarbeiten.
Das Kulturforum mit seinen zahlreichen Museen, der Staatsbibliothek, der Neuen Nationalgalerie und den beiden Konzerthäusern sei in den letzten Jahren baulich nicht vorangekommen, „sondern weiter in den Schatten des Potsdamer Platzes geraten“, sagte Torsten Hilse, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Das Forum müsse deshalb „als urbaner Raum qualifiziert werden“, die bestehenden „architektonischen Monumente“ dürften nicht verbaut werden. Weiterhin, betonte Hilse, sei es wichtig, die „freie Sichtbeziehung über den Stadtlandschaftsraum von der Nationalgalerie zur Philharmonie zu erhalten. Auf die noch im Masterplan 2004 vorgesehene Umbauung des Matthäikirchplatzes könne man „verzichten“. Es gehe, so fasste Hilse den Vorstoß zusammen, „um einen neuen Akzent für das Kulturforum und die Abkehr von der Stimmann’schen Planung“.
Seit dem Fall der Mauer verliert das Forum als Kulturstandort an Bedeutung. Stimmann hatte als Senatsbaudirektor mehrmals versucht, das von Hans Scharoun und Ludwig Mies van der Rohe in den 60er- und 70er-Jahren gestaltete Kulturforum umzubauen. Sein Masterplan sah vor, die Rampe, die zentrale Brache und die weiten Zugänge an der Potsdamer Straße mit großen Blöcken und Plätzen zu verdichten. Für die Realisierung der umstrittenen Entwürfe fehlten aber das Geld und die Zustimmung in der Stadt.
Thomas Flierl (Linke), stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion, unterstützte am Montag den SPD-Antrag. Das Forum leide unter „großen urbanen Mängeln und verkehrlichen Problemen“. Die anvisierten Korrekturen seien geeignet, den öffentlichen Raum „aufzuwerten“. Zugleich böten sie die Chance, über die Zukunft und Funktion des Ortes wieder planerisch nachdenken zu können. Nach Ansicht Flierls „braucht es eine moderne, zeitgenössische Architektur-Antwort“, um das Kulturforum zu entwickeln. Dieser Weg könne nun erneut beschritten werden.
Auch Ströver zeigte sich erfreut, dass es wieder Bewegung vor Ort geben werde. Zugleich wies sie darauf hin, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) widersprüchliche Aussagen über die Perspektiven dortiger Institutionen gemacht habe. So sei etwa unklar, ob die Gemäldegalerie vom Kulturforum abgezogen werde. Ein SPK-Konzept sei aber für die „Entwicklung des Ortes nötig“, so Ströver. ROLF LAUTENSCHLÄGER