piwik no script img

Vom Verschwinden der Bücher

■ Stadtbibliotheks-Personalrat fordert Stellen zurück

Der Bremer Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, Horst-Werner Franke, wirbt zwar mit dem Slogan „Mehr Bücher und weniger Videos“, sieht aber seit geraumer Zeit gelassen mit an, wie sich seine Losung ins Gegenteil verkehrt: Die Stadtbibliothek muß seit 1981 auf 69 Planstellen verzichten, wobei 26 Planstellen erst durch die Einführung von EDV (18,5 Stellen) und den Neubau einer Zentralbibliothek (7,5 Stellen) wegfallen sollten. Die Stellen sind gestrichen doch der Senat hat sich nicht an seine Versprechungen gehalten: Bei beiden Projekten (EDV, Neubau) ist eine Realisierung in den nächsten Jahren nicht absehbar, davon abgesehen haben Erfahrungen in anderen Städten gezeigt, daß EDV in den ersten Jahren eher zu Mehrbelastung als Entlastung führt.

Das Resultat dieser Personal-Sparmaßnahmen: Sechs Jugendbibliotheken mußten geschlossen werden, die Öffnungszeiten wurden durchgehend verringert, Auskunftsplätze sind häufig nicht besetzt, Beratungsgespräche gibt es so gut wie nicht mehr.

Dem Bremer Modell, das einst als vorbildlich und richtungsweisend in der Bundesrepublik galt, - eine Bibliothek in jedem Stadtteil - droht der Shut-Down: „Eine kombinierte Zusammenarbeit mit Schulen und Bibliotheken ist heute nicht mehr möglich“, sagt Jutta Schwertfeger vom Personalrat.

„Unsere Situation ist nur nicht so spektakulär wie in den Krankenhäusern, weil bei uns keiner tot umfällt, wenn er vor verschlossenen Bibliothekstüren steht“, sagt Renate Esselmann. Dennoch: Der Personalrat fordert, daß bei den Haushaltsberatungen die weggekürzten Stellen wieder in den Etat aufgenommen werden, damit zumindest der normale Bibliotheks-Betrieb wieder gewährleistet werden kann.

gin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen