piwik no script img

■ FlickzeugVom Schalten und Walten

Wenn sich der Mensch an sich schon dadurch auszeichnet, daß er schaltet und waltet, so muß dies in um so höherem Maße gerade für uns Fahrradfreundinnen und -freunde gelten. Da das Walten gemeinhin nicht den Gesetzen der Mechanik unterliegt, fallen hier wenig Verschleiß und Wartungsarbeiten an. Wenden wir uns also dem Schalten zu.

Beim Fahrradfahren stößt der Mensch seit jeher immer wieder an die Grenzen seiner Kräfte. Solange wir mit einer Drehzahl von etwa vierzig bis sechzig Umdrehungen in die Pedale treten, gibt es keine Probleme. Als die Fahrräder noch keine Gangschaltungen hatten, waren sie so konstruiert, daß man bei eben jener Idealdrehzahl eine Fahrgeschwindigkeit von 12 bis 15 Kilometern pro Stunde erreichte. Aber wehe, es kommt einmal Gegenwind auf, oder wir bewegen uns auf einer Steigung! Schon sinkt die Drehzahl, ein größerer Kraftaufwand wird nötig, und rasch ermüdet der Körper. Fahren wir aber bergab oder mit Rückenwind, kommen wir gleich mit dem Treten nicht mehr mit. Man strampelt sich ab.

Die Erlösung kam im Jahre 1928 aus Frankreich: Mit Hilfe der ersten Kettenschaltung wurde den veränderlichen Geländegegebenheiten Rechnung getragen, endlich konnte die Antriebsübersetzung während der Fahrt verändert werden. Die Kette kann dabei mittels eines Umwerfers zwischen verschieden großen Ritzeln hin und her bewegt werden. Je nach Schaltstellung kann es sein, daß die Kette dabei schief zu den Zahnrädern liegt, was zu hohem Verschleiß führt. Wenn man vorne (an der Kurbel) und hinten (an der Nabe) eine Schaltung hat, verdoppelt sich das Problem. Wegen seiner offenen Bauweise ist das System aber leicht zu reparieren. Das allerdings ist auch ganz gut so: Denn die empfindliche, außenliegende Mechanik wird schnell beschädigt, wenn das Rad einmal umfällt.

Das Konkurrenzsystem, die Nabenschaltung, wurde erst später entwickelt. Bei dieser Variante sitzt in der Nabe ein kleines Getriebe. Das erlaubt der Kette, immer auf denselben Ritzeln zu laufen. Der Verschleiß an Kette und Ritzeln fällt dadurch wesentlich geringer aus. Durch die geschlossene Bauweise ist die Nabenschaltung insgesamt wesentlich unempfindlicher und praktisch wartungsfrei. Hier ist der Nachteil wiederum, daß das ölgelagerte Minigetriebe einen höheren Reibungswiderstand hat als eine Kettenschaltung. Dann ist es auch noch schwerer und erreicht nur eine geringere Bandbreite in der Übersetzung. Martin Kaluza

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen