: Vom Kunstvertrieb zum Kunstbetrieb
■ Ein Podiumsgespräch über den Kunstmarkt vom Deutschen Künstlerbund
Daß Kunst zum Betrieb verkommen ist, konnte wieder einmal auf der Eröffnungsveranstaltung der Ausstellungen in der Akademie der Künste beobachtet werden: Menschen bewegen sich flanierend zwischen Bildern, die sie so wichtig nehmen wie Tapeten: Eine geschlossene Gesellschaft, die längst keinen diskreten Charme mehr besitzt, hat eine ideale Kulisse gefunden, den eigenen Schwachsinn als Kunstinterpretation herunterzulallen.
Die Bilder können sich seit langem schon solch erfolgreicher Kunstshows nicht erwehren. Vielleicht aber vermag gerade der Kontakt mit DDR-Künstlern in der westlichen Künstlerszene wieder etwas mehr Widerständigkeit gegen die fröhlichen Feiern des Kunstbetriebes erwecken. Möglichkeit dazu geben die Podiumsdiskussionen, die zahlreiche Vetreter der DDR-Szene mit Künstlern, Publizisten und Wissenschaftlern aus dem Westen zusammenführt, um gerade das Verhältnis der Künstler zum Markt zu diskutieren. Einige Mythen werden dabei zu verabschieden sein, so die Vorstellung einer freien, innovativen künstlerischen Arbeit in der BRD. Das ideologische Gegenmodell sozialistischer Staatskunst in der DDR haben die eingeladenen Maler Max Uhlig und Hans Vent bereits in ihren Arbeiten, die nicht als Ostkunst zu identifizieren sind, gründlich destruiert. Ihnen droht nicht der allseits befürchtete Ausstellung- oder Rezeptionsboykott. Wie die ebenfalls anwesende West- Künstlerin Ursula Sax sind sie dem Markt zumutbar. Was eine so etablierte Zeitung wie art zu einer solchen Integration beiträgt, wird von Axel Hahn formuliert werden, wie Prof. Jörn Merkert (Berlinische Galerie) das Konzept zukünftiger Ausstellungsprojekte zu erläutern hat.
Das Podiumsgespräch findet unter der Moderation von Thomas Kornbichler heute um 19 Uhr in der Akademie-Galerie im Marstall, Marx-Engels-Platz 7 statt. tojos
Abb.: Rudolf Wächter, Windbruch, Holz, 1986
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen