: Volle Theaterpreise
■ Keine Ermäßigung mehr für Studenten ab 27 / Nur verhandeln hilft noch
Das Bremer Theater streicht in der neuen Spielzeit die Ermäßigung für Studenten ab 27. „Im Normalfall sollte man in diesem Alter mit dem Studium fertig sein“ erklärte dazu Kassenleiter Wilfried Kasper und Öffentlichkeitsdramaturg Schönsee sekundiert, „viele, die auf Studentenausweis eine Ermäßigung bekommen, stehen bereits im Berufsleben oder haben eine Ehe, wo der andere verdient, und für die ist so eine Ermäßigung ja nicht gedacht.“
Fakt ist, das Theater ist knapp bei Kasse, die Misere notorisch und die öffentlichen Ausgleichszahlungen für die sozialen Ermäßigungen stagnieren seit Jahren. Auf der Kehrseite nimmt der Anteil der ermäßigt verkauften Karten ständig zu, beträgt mittlerwweile bereits über 50% des Verkaufs. Über Gründe können die beiden nur mutmaßen und verweisen darauf, daß in den letzten Jahren verstärkt Stücke im Repertoire waren, die speziell einen jüngeren Interessentenkreis ansprechen.
Die Einschränkung habe, betont Kasper, zum Ziel, die soziale bisherige Praxis zu bewahren, grundsätzlich die ermäßigten und die vollbezahlten Theaterkarten nicht ungleich zu behandeln. Da sei Bremen weit voran, in anderen Städten gebe es nur auf übriggebliebene Rest-Karten eine Ermäßigung.
Wenn man ihnen aber mit Scharen von studentischen Theaterbesuchern droht, die nun ins nahe Hamburg pilgern, wo die Theaterkarten weiterhin so weit ermäßigt sind, daß sich für sie sogar die Rückfahrt mit der Bahn noch rentiert, beteuern sowohl kasper als auch Schönsee, daß sie die neue Regelung nicht so eng auffassen wollen. Wenn denn eine über 27 sei und plausibel machen könne, daß sie nicht zu den Nebenerwerbsstudenten gehört, sondern tatsächlich arm dran ist, so sagen die beiden Theatermänner, wohl wissend, daß sie damit der Willkür und dem Kassenkuhhandel Tür und Tor öffnen, soll sie auch weiterhin ein Anrecht auf verbilligte Karten haben. Also nichts wie hin und handeln. step
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