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Volkstrauer in Brasilien

■ Brasilien verliert im Achtelfinale gegen Argentinien mit 0:1

Berlin (taz) - Eine einzige gute Aktion von Diego Maradona besiegelte in einem ziemlich mittelmäßigen Spiel das Schicksal des dreifachen Weltmeisters Brasilien. An der Mittellinie bekam der argentinische Kapitän in der 80. Minute den Ball, riskierte eines seiner seltengewordenen Soli und schob das Leder schließlich genau in den Lauf von Claudio Caniggia. Der umkurvte Torwart Taffarel und erzielte das nicht ganz verdiente Siegtor für den amtierenden Weltmeister.

Ansonsten war von Maradona wie von seinem gesamten Team herzlich wenig zu sehen, die klaren Torchancen hatten die Brasilianer, die der Führung schon in der zweiten Minute, als Careca einsam auf das argentinische Tor zusteuerte, jedoch an Torwart Goicoechea scheiterte. Nach ihrem Anfangssturmlauf begannen die Brasilianer aber bald wieder mit jenem unterkühlten, phantasielosen, langsamen Spiel, daß bereits in der Vorrunde die Geduld der verwöhnten Fans strapaziert hatte, und die Partie verflachte. Bei den Argentiniern lief fast gar nichts, wobei besonders Maradona enttäuschte, der den Ball mied wie eine ansteckende Krankheit, wenn er ihn bekam, allerdings auch jedesmal gröblich gefoult wurde.

Nach dem 0:1 rannten die Brasilianer auch nach dem Platzverweis von Mauro Galvao, der Basualdo gefoult hatte, so hurtig wie noch nie bei dieser WM, doch alles war vergebens. Kritiker wie Pele, die von vornherein am Erfolg des neuen „europäischen“ Stils gezweifelt hatten, konnten sich bestätigt fühlen, Trainer Lazaroni und seine Spieler aber tun wohl gut daran, ihren Urlaub in diesem Jahr nicht zu Hause zu verbringen.

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