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Archiv-Artikel

Volkspalast forever

Nun also doch: Eine Zwischennutzung des Palastes der Republik wird es auch im nächsten Jahr geben. Das haben Senat, Bund und Eigentümer beschlossen. Jetzige Nutzer wollen weitermachen

VON UWE RADA

Die Zwischennutzung des Palasts der Republik endet nicht wie bislang geplant am 9. November. Wie Kultursenator Thomas Flierl (PDS) gestern bekannt gab, soll der zum Abriss bestimmte Palast „bis mindestens Sommer 2005 oder sogar bis zum Beginn der Rückbauarbeiten für kulturelle Zwecke genutzt werden“. Darauf habe er sich mit Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos), Bundesbauminister Manfred Stolpe (SPD) und der Oberfinanzdirektion als Eigentümerin des Gebäudes geeinigt.

Ermöglicht wurde dieser Durchbruch für eine weitere temporäre Nutzung durch die Verzögerung bei den Ausschreibungen für den Abriss. Ursprünglich für Februar geplant, sollen die Abbrucharbeiten nun frühestens im Sommer 2005 beginnen. Dass mit einer weiteren Zwischennutzung die Abrissentscheidung insgesamt in Frage gestellt werden könnte, befürchtet inzwischen der Kulturausschuss des Bundestages. Wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Nooke mitteilte, habe das Gremium deshalb den Abrissbeschluss des Bundesparlaments bekräftigt. Alle Fraktionen hätten zugleich betont, dass keine öffentlichen Mittel für die Nutzung der Palast-Ruine zur Verfügung gestellt werden dürfen.

Erfreut zeigte sich dagegen die Berliner Kulturpolitikerin Alice Ströver (Grüne): „Die Entscheidung, den Palast als kulturellen Ort bis 2005 zu nutzen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, der nicht am grundsätzlichen Beschluss, den Palast abzureißen, rüttelt.“ Ihre Berliner SPD-Kollegin Brigitte Lange kann sich zudem ein Abrissmoratorium vorstellen: „Vielleicht ist es ja so, dass durch die kulturelle Nutzung das Bewusstsein geschaffen wird, den Palast so lange stehen zu lassen, bis man weiß, was da genau hingebaut wird.“

Vorerst wird es aber darum gehen, wie der Palast im nächsten Jahr genutzt wird. „Ich gehe davon aus, dass wir wieder dabei sind“, sagte die künstlerische Leiterin der Sophiensäle, Amelie Deuflhardt. Die Sophiensäle sind zusammen mit dem Hebbel am Ufer und dem Projekt Schrumpfende Städte die Träger des Zwischennutzungsprogramms „Volkspalast“. Gespräche über die künftige Nutzung würden nächste Woche mit Kultursenator Flierl stattfinden, so Deuflhard. Interesse hat auch schon Volksbühnen-Intendant Frank Castorf angemeldet. Er will im Februar im Palast Döblins „Berlin Alexanderplatz“ inszenieren.

Geklärt muss auch noch werden, wie hoch die Grundsteuer des Bundes für den Palast wird. Der Berliner Finanzsenator hatte dem Bund unlängst einen höheren Steuerbescheid ausgestellt, weil der Palast wegen der Zwischennutzung keine Ruine mehr sei.