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Volkholz: »Nicht nur plakativ äußern«

■ Die Sportsenatorin über das Nein der AL zu Olympia INTERVIEW

taz: Frau Volkholz, wie wollen Sie mit dem gestrigen Nein der AL-Vollversammlung zu Olympia 2000 in den Wahlkampf gehen? Sie sind dafür, die AL ist dagegen.

Sybille Volkholz: Die Positionen sind ja nicht so weit auseinander, denn die AL hat die Entscheidung gegen Olympia zu einem bestimmten Zeitpunkt getroffen — zu dem der wesentliche Kritikpunkt das Bewerbungsverfahren ist. Und diese Kritik am Verfahren teile ich. Was ich nicht teile, ist die grundsätzlich eher ablehnende Haltung gegenüber Olympia. Ich würde die Diskussion gerne offensiver und konstruktiver führen; darüber, wie Olympische Spiele wieder mit einem originär sportlichen Charakter durchgeführt werden können und wie die Spiele in Ballungsräumen machbar sind. Man nimmt sich diese Möglichkeit, wenn man mit einer sehr stark ablehnenden Haltung da heran geht — und da liegt der Unterschied zu diesem Beschluß der Mitgliedervollversammlung der AL. Ich stehe grundsätzlich einer Bewerbung Berlins für Olympische Spiele positiv gegenüber und werde den Senatsbeschluß zu vertreten haben. Ich denke aber, der Wahlkampf muß nicht nur mit plakativen Äußerungen geführt werden — das geht auch differenzierter. Außerdem gehe ich davon aus, daß Olympia nicht das zentrale Wahlkampfthema sein wird, jedenfalls nicht für mich.

Aber ist die von Ihnen gewünschte Diskussion mit dem jetzt vorgelegten Tempo nicht eher unwahrscheinlich geworden?

Ja, sicher. Deshalb habe ich mich ja auch im Senat enthalten. Denn dieses schnelle Verfahren war meinem Ansinnen einer breiten Diskussion in der Fachöffentlichkeit und der interessierten Bevölkerung nicht dienlich. Die Bewerbung hätte auch vom neugewählten Parlament noch beschlossen werden können. Die Diskussion und ein behutsameres Vorgehen des Senats hätten der Akzeptanz von Olympia in Berlin mehr genützt. Ich denke, diese Diskussion sollte man übrigens trotzdem noch führen. Interview: kotte

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