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Visitenkarte ohne Kicker

■ Bremen bewirbt sich für die Fußball-WM 2006 – ohne Fußballer Entscheidung im April

Nichts geht mehr: Bremen hat seinen Einsatz im großen Roulette um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gemacht. Gestern präsentierte eine Delegation um Bürgermeister Henning Scherf (SPD) dem Organisationskomitee (OK) in Frankfurt die Bremer Bewerbung. Monatelang hatte das Bremer Sportamt das so genannte „Pflichtenheft“ des Fußball-Weltverbandes Fifa durchgearbeitet, das dabei von 141 auf 300 Seiten anschwoll. In dem Kompendium, das Scherf OK-Mitglied Günter Netzer überreichte, ist nachzulesen, wie Bremen WM-tauglich werden will: vor allem durch den Umbau des Weser-Stadions für 55 Millionen Mark.

Für die Präsentation hatte der Deutsche Fußball Bund strenge Normen vorgegeben: Nur zwei Großplakate waren erlaubt, eine Multimedia-Vorführung nicht. Die Bremer versuchten deswegen, mit gestalterischen Details zu überzeugen: Für die Unterlagen wurde eigens ein Pappschuber hergestellt, auf dem Fotos vom Roland, dem Weserstadion und einer Stadtansicht prangen.

Nur mit Fußballern wollten die Bremer nicht für die Fußball-WM werben. Der SV Werder wurde durch seinen Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Böhmert vertreten. Andere rückten in Frankfurt mit Recken vergangener Zeiten an: Kaiserslautern bot fünf Weltmeister, Hamburg immerhin uns Uwe Seeler. „Wir hätten es begrüßt, wenn Marco Bode für eine WM-Präsentation gefragt worden wäre“, kommentiert Werder-Sportchef Klaus Allofs, „aber darüber hat die Stadt zu entscheiden.“ Werders Vorzeige-Profi, zusammen mit Dieter Eilts immerhin Europameister, blieb zu Hause. Sportamts-Leiter Reinhard Hoffmann ist dennoch optimistisch: „Unsere Präsentation war gelungen“, sagte er direkt nach der Veranstaltung. Vom „multifunktionalen“ Bremer Konzept, notwendige WM-Sitze mit mobilen Tribünen sicherzustellen, sei das OK überzeugt gewesen.

Welche zwölf unter den 16 Bewerbern den Zuschlag für die Ausrichtung von WM-Spielen erhalten, soll im April 2002 entschieden sein. Als schärfster Konkurrent Bremens gilt Hannover, da die neue Hamburger AOL-Arena fast sicher dabei ist und im Norden höchstens ein weiterer Austragungsort in Frage kommt. Jan Kahlcke

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