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Viertels Traumschiff

■ Gespräch mit Dieter Stratmann von „Hal över“ über Naherholung, Verkehrswege und „Das Schiff“

Viertels Traum hat vier Namen: Hal, över, Cafe, Sand. Verdanken tun wir dies dem Verein „Hal över“ mit seinem Kurzerholungs-Karusselschiffchen - das zwar nach Schuhkarton aussieht, aber nichtsdestotrotz die Weser in Ostertor-Höhe beschiffbar gelas

sen hat - und dem erfolgreich in den Sand gesetzten Langerholungscafe. Worauf warten wir da? Wir warten auf das Neue: Das Schiff, das kommen und uns zwar nicht den einen, aber ein Stück Weser zurückbringen soll mit Kultur- und „Kaffee„-Fahrten. Statt

im August soll es nun mit seinen 27 Metern nach vorsichtiger Voraussicht Ende September seinen Fährdienst aufnehmen.

Eine kleine Bestandsaufnahme mit Dieter Stratmann, ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Hal över und sonst im Gesamtpersonalrat für das Land und für die Stadtgemeinde Bremen tätig. Im Februar '84 ist der Verein gegründet worden, um Druck auszuüben, daß die kleine Fähre erhalten blieb. Mittlerweile hat der Verein 800 Mitglieder und neun feste Stellen.

taz: Wie geht's Hal över?

D.Stratmann: Bei schönem Wetter ist so viel Andrang, daß wir Probleme haben, die Leute rüberzukriegen. Aber der Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr sagt noch immer, daß hier kein öffentliches Verkehrsbedürfnis ist! Das geht natürlich auch um bestimmte Zuschüsse; weil es kein öffentliches Verkehrsmittel in der BRD gibt, das kostendeckend

arbeitet, und diese Fähre arbeitet auch nicht kostendeckend. Wir haben im letzten Jahr trotzdem 250 000 Mark Einnahmen gehabt. Das ist fast das Achtfache von vorher. Und weil zu 'ner Fähre auch immer ein Fährkrug gehört und man allein von den Fähreinnahmen nicht leben kann, haben wir das Cafe Sand eröffnet. Im letzten Jahr konnten wir aus dem Cafebetrieb 100000 DM in den Fährbetrieb stecken.

Wem gehört das Sand-Grundstück?

Da war ein ehemaliges Toilettenhaus, das sollte abgerissen werden, und da haben wir dem Amt für Stadtentwässerung und Stadtreinigung gesagt: Mensch, das könnt ihr uns geben. Und jetzt zahlen wir dafür einen unwesentlichen Betrag. Wir sagen: Liebe Leute, wenn ihr uns hier behindert, müßt ihr woanders zuschießen, weil diese Fähre politisch nicht mehr einzustellen ist. Die Sanierung des Werdersee-Gebie hierhin bitte

das Schiffsfoto

Das Schiff, Rohbau

tes für 40 Mio. und dann solch eine umweltfreundliche Verbindung zu kappen, das wäre politisch wahnsinnig. Die Verhandlungen über das zweite Schiff sind übrigens federführend beim Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz gelaufen, weil der Foto: Hal Över

Häfensenator nicht wollte.

Kommen wir mal zum neuen Schiff, was soll das mit uns machen?

Das ist ein kombiniertes Schiff, was einmal im Fährverkehr eingesetzt werden soll zu Spitzenzeiten, und zum zweiten mehr auf der Weser querfahren, zum Beispiel wenn Werder spielt; und dann wollen wir darauf eben viel Kulturveranstaltungen machen: Kleinkunst, Kabarett, Musik während der Fahrt. Wir möchten allerdings auch so'n bißchen die Weser wieder aktivieren. Bremen ist eine Stadt am Fluß, und da muß auch mehr auf der Weser los sein. Das ist doch auch ein alternativer Verkehrsweg. Das Schiff braucht nach Vegesack genauso lang wie ein Auto.

Es erscheint einem in Bremen immer, als gehörte die Weser nicht dazu.

Unsere Idee ist auch, zusammen mit anderen Reedereien, wieder so einen Pendelverkehr in Gang zu bringen: Vegesack -Moorlose Kirche-Hasenbüren-Seehausen-Gröpelingen -Blankenauer Höft, das sind alles so diese alten Verbindungen, die wieder aktiviert werden sollten. Ich denke, die Leute haben mehr Freizeit und auch ein anderes Freizeitverhalten, die wollen raus ohne Auto und werden das wieder nutzen, wenn es angeboten wird.

Wie finanziert Ihr das Schiff?

Wir haben ein zinsloses Darlehen von der Stadtgemeinde über 200.000 Mark bekommen, und den Rest, 800.000 Mark, zahlen wir selber.

Ouh!

Ja, wir sind mutig.

Wo isses denn?

Es ist noch in Holland. Es hat Verzögerungen wegen Sonderleistungen gegeben, es wird ja ganz neu gebaut.

Hat das Schiff schon einen Namen?

Ja. „Das Schiff“. Fragen: clak

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