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Viertel seit gestern ruhiggestellt

■ Sperrung für Durchgangsverkehr mit Uniformen durchgesetzt

Schüchtern blinkt das gelbe Lämpchen über dem frisch enthüllten runden Straßenschild mit rotem Rand. Es kündet von der neuen, verkehrsberuhigten Ära im Ostertor- und Steintorviertel. Seit gestern ist der Ostertorsteinweg für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt. Nur Straßenbahnen, Taxis und zwischen vier und 13 Uhr der Lieferverkehr dürfen noch über die Meile rollen.

Viele Autofahrer haben die Signale offenkundig verstanden. Der Andrang uneinsichtiger Wagenlenker hielt sich gestern in Grenzen. Es sei erheblich ruhiger auf dem O-Weg, hat eine Kiosk-Verkäuferin beobachtet. So gemütlich sei es im Viertel noch nie gewesen, freut sich eine alte Dame beim Einkaufsgang.

„Die meisten Autofahrer reagieren unerwartet nett, nur wenige regen sich auf“, sagt eine Polizistin. Mit einigen Kollegen wurde sie abkommandiert, um an Contrescarpe, Steintor und Sielwallkreuzung Autos anzuhalten und die Fahrer über die neue Verkehrsregelung zu informieren. In dieser Woche soll die weiche Linie laut Polizeisprecher Paul Lapsien noch beibehalten werden. Später würden auch Bußgelder verhängt.

Am westlichen Ende des O-Wegs schickte die Polizei gestern die Autos über St.-Pauli-, Post- und Mozartstraße zum Osterdeich zurück. Ein Wahnsinn sei es, schimpft ein Mann aus der Mozartstraße, die Autos einen Kilometer durch enge Wohnstraßen zu schicken. Zehn Minuten hätte es gedauert, in den Osterdeich abzubiegen. Von seiner Wohnung zur Humboldtstraße müsse er nun eine halbe Stadtrundfahrt machen.

Doch für die meisten Autofahrer gibt es ohnehin nur eine Richtung: Wenden und zurück. Denn als Ratgeber für ortsunkundige Fahrer sind die Polizisten überfordert. Ihm habe man eine Skizze mit dem neuen Viertel-Verkehrskonzept in die Hand gedrückt, sagt ein junger Beamter, da müsse er gemeinsam mit den Suchenden nach dem richtigen Weg durchs Viertel forschen. Da sei an der Beschilderung noch einiges zu verbessern. jof

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