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Viertagewoche: Wieviel weniger darf's sein?

■ Arbeitgeber wollen bei Teilzeitarbeit Löhne sogar überproportional senken / Gewerkschaften fordern teilweisen Lohnausgleich

Berlin(dpa/AFP/taz) – Die erste Euphorie war groß, doch jetzt bekommen Arbeitgeber und Gewerkschaften kalte Füße bei der Diskussion um die Viertagewoche als Mittel gegen Entlassungen. Vor allem die Lohnminderungen bei verkürzter Arbeitszeit sorgen bei den Sozialpartnern für heftigen Streit. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, forderte gegenüber Focus, bei einer Verringerung der Arbeitszeit müsse der Lohn sogar stärker als nur proportional gekürzt werden. Schließlich müßten die Unternehmer weiterhin ihre Fixkosten für Gebäude, Maschinen und Zinsen erwirtschaften. „Es müßte also eine weitaus stärkere Senkung der Löhne für kürzere Arbeitszeiten geben“, so Necker. Wie berichtet, plant die Unternehmensleitung von VW eine Verringerung der Arbeitszeit um 20 Prozent – die Viertagewoche – und eine gleich hohe Senkung der Personalkosten.

Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans-Peter Stihl, betonte in Bild am Sonntag, Teilzeitarbeit mache nur dann Sinn, wenn pro Stunde 2,8 Prozent weniger Lohn gezahlt werde. Eine solche 15- bis 35-Stunden-Woche könne aber jeder Betrieb einzeln aushandeln. Die Viertagewoche als Mittel, Entlassungen zu verhindern, sei bestenfalls „eine Übergangslösung“. Daimler-Benz-Vorstandsmitglied Manfred Gentz verlangte im Süddeutschen Rundfunk, daß die gesamten Kosten, auch die Lohnnebenkosten, bei einer Verkürzung der Arbeitszeit tatsächlich proportional nach unten gehen müßten.

Der DGB-Vorsitzende Heinz- Werner Meyer forderte dagegen in der Bild-Zeitung, die Löhne müßten bei der Viertagewoche um weniger als 20 Prozent gekürzt werden. „20 Prozent weniger Arbeit kann nicht heißen, 20 Prozent weniger Lohn“. Der Vorsitzende der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Roland Issen, erklärte im Kölner Express, eine Viertagewoche solle ausschließlich für Krisenbranchen gelten. Arbeitnehmer müßten das Modell freiwillig wählen und auch zur Vollzeit zurückkehren können.

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Basisresearch in Frankfurt am Main hatte sich nur ein Viertel der 1.500 Befragten dazu bereit erklärt, weniger zu arbeiten und damit auch weniger zu verdienen, berichtete Focus.

Solidarität gefordert

Mehrere hundert Teilnehmer einer bundesweiten Betriebs- und Personalrätekonferenz haben am Wochenende in Bischofferode ihre Solidarität mit dem Arbeitskampf der Kali-Kumpel bekundet. Die Gewerkschaftsvertreter wandten sich gegen eine Spaltung des Arbeitskampfes in Ost und West.

Zuschüsse verlängert

Langzeitarbeitslose können weiterhin mit Hilfe von Lohnkostenzuschüssen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Der Haushaltsausschuß des Bundestages bewilligte für 1994 dafür weitere 100 Millionen Mark.

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