: Vier Drehbücher für Millionen
■ Die ARD, die Filmstiftung und ihre „Konsalik-Collection“ – Mogelpackung oder Wirtschaftsförderung? Zum Streit um ein Filmprojekt in Nordrhein-Westfalen
Das jüngste Großprojekt der ARD-Tochter Degeto, eine vierteilige „Konsalik-Collection“ unter anderem mit Mitteln der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen nach sechs Romanvorlagen des auflagenstärksten deutschen Autors für das Fernsehen zu verfilmen, hatte in der letzten Woche für einige Aufregung gesorgt. Der Schriftsteller Wolfgang Bittner, dessen Darstellung der Ereignisse wir in unserer heutigen Ausgabe dokumentieren (siehe Artikel auf der gegenüberliegenden Seite) hatte im Gespräch mit dem Kölner Stadtanzeiger der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen vorgeworfen, die Entscheidung sei „skandalös“, denn er halte Konsalik nicht nur für „trivial, sondern auch für faschistoid“. Konsaliks Anwälte hatten Bittner daraufhin mit einer Klage gedroht – eine Drohung, die sie jedoch mittlerweile zurückgezogen haben.
Dabei scheint man sich am eigentlichen Thema vorbeizustreiten, nämlich warum eine Filmförderung überhaupt bei einem dermaßen erfolgversprechenden Bestsellerstoff einspringt. Die Filmstiftung Nordhein-Westfalen in Düsseldorf, die das Projekt mit vier Millionen bei der ARD-Tochter Degeto als deutsch-französische Koproduktion in Auftrag gegeben hat, sieht die Aufregung offiziell gelassen. „Mit Konsaliks Werk,“ so Manuela Stehr, die Leiterin der Produktionsförderung, „haben wir uns gar nicht erst auseinandergesetzt.“ Vielmehr habe es vier Drehbücher renommierter Autoren gegeben, die handwerklich einwandfrei waren und damit förderungsfähig. Nun ist die Filmstiftung vor fünf Jahren ins Leben gerufen worden, um in NRW eine filmische Infrastruktur aufzubauen und nicht unbedingt zur Förderung von Fernsehprojekten. In Ausnahmen sei allerdings auch das möglich, so Stehr, und zwar wenn es sich um „qualitativ hochwertige Produkte“ handele, wenn also in 35 mm gedreht würde, mit „großen Namen“ – wobei man sich fragt, warum ausgerechnet solche Produkte noch einer Förderung aus Landes- und WDR-Mitteln bedürfen, der ja bekanntermaßen größten Anstalt der ARD.
Im übrigen, so Stehr, würden hier Drehbücher gefördert, die Kosten des gesamten Projektes beliefen sich auf 19 Millionen Mark, an denen der Beitrag der Filmstiftung von vier Millionen doch kaum noch ins Gewicht falle. „Inhaltlich sehe ich da vor allem ein interessantes Projekt, das auch ins Ausland verkauft werden kann“ (und das auch mit internationalen Mitteln produziert wird).
Konsalik-Stoffe wurden in der Vergangenheit schon mehrfach verfilmt, unter anderem jüngst auch für das ZDF-„Traumschiff“. Bei dem vorliegenden Projekt, so Stehr, sei von Konsalik ohnehin nicht mehr übriggeblieben als die „Grundstruktur“.
Konsalik selbst sagte gegenüber dem Spiegel, seine Romane seien in 42 Sprachen übersetzt worden, „bestimmt nicht wegen deutschnationaler Kitschprosa. Sonst hätte auch der eher linksorientierte WDR kein Interesse an meinen Stoffen.“ Der Vorsitzende der Filmförderungskommission, Hans Vetter, schrieb in einem von der taz publizierten offenen Brief, in den geförderten Drehbüchern gebe es zwar „Momente des Trivialen, aber auch nicht ein einziges Spurenelement faschistoider Gesinnung“. WDR-Programmdirektor Michael Schmidt-Ospach fügte hinzu, es gehöre zu den Aufgaben der Wirtschaftsförderung, die ja auch der Filmstiftung obliege, „neben kulturell Wertvollem auch Triviales“ zu fördern. Daß sie auch Fernsehen fördere, gehöre schlicht zu ihrem Aufgabenkatalog.
Einigkeit besteht allerdings darüber, daß das Thema auf der nächsten Sitzung des Rundfunkrates zur Sprache kommt. Dort werde Jörn Klamroth, Mitglied des Filmstiftungsgremiums, seine „guten Gründe“ für das Projekt darlegen.
Auf die Frage, wieso seine Werke, die ja immerhin Weltbestseller seien, überhaupt öffentliche Zuschüsse benötigten, sagte Konsalik: „Um die habe ich nicht nachgesucht.“ Oliver Rahayel/ taz
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