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Viele Streiks im Kopf

■ Wenn Arbeitgeber morgen keine Angebote machen, droht Arbeitskampf

Berlin (taz) – Mit massiven Warnstreiks sind die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie in die dritte Verhandlungsrunde gegangen. Die Frühschicht bei den Fordwerken in Saarlouis trat gestern in einen zweistündigen Ausstand. In Fellbach bei Stuttgart demonstrierten mehr als 4.000 Metaller für die Forderungen der IG Metall. Bei Mercedes-Benz in Sindelfingen legten kurzfristig sogar 10.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Arbeit nieder. Auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen und an der Küste wurden Tausende von Metallern in den Warnstreik gerufen. Bundesweit sollen 25.000 bis 30.000 Arbeiter und Arbeiterinnen protestiert haben.

Die dritte Tarifverhandlungsrunde ist nach Angaben der IG Metall die letzte Chance für eine friedliche Lösung des Tarifkonflikts. Wenn die Arbeitgeber morgen erneut kein vernünftiges Angebot vorlegen, riskieren sie einen Arbeitskampf, erklärte der Berliner IG-Metall-Bezirksleiter Horst Wagner. Für denselben Tag hat die Gewerkschaft außerdem zu einer massiven Ausweitung der Warnstreiks aufgerufen.

Die IG Metall ist laut Wagner nach wie vor an einer Lösung am Verhandlungstisch interessiert. Sie will in allen Tarifgebieten sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie beschäftigungssichernde Maßnahmen durchsetzen. Bis zur Entscheidung über Urabstimmungen am 14. Februar wird den Unternehmern noch eine Frist eingeräumt.

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Dieter Hundt, wurde in Fellbach mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt. Hundt betonte, er könne kein Angebot für die rund 600.000 baden-württembergischen Beschäftigten geben, ohne daß über eine Kostenentlastung für die Betriebe gesprochen werde. Ein möglicher Tarifabschluß müsse aus einem Kompromiß mit beiden Komponenten bestehen, einer angemessenen Lohnerhöhung und einer tarifvertraglichen Regelung mit kostenentlastenden Möglichkeiten.

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