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Viele Fehler gemacht

■ betr.: „Verwaltungsreform ohne Wirtschaftsprofis“, vom 23. 5.

Die taz hat das Verdienst, als erste Berliner Zeitung an exponierter Stelle über die Berliner Verwaltungsreform berichtet zu haben. Soweit sie die Bürger der Stadt zur Einmischung in den Reformprozeß aufruft, ist ihr zuzustimmen. Geht es doch bei der Reform nicht nur um deren Geld; auch nicht nur um längere Sprechzeiten und – soweit erforderlich – um freundlichere Beamten; das Ziel einer jeden ernstgemeinten Verwaltungsreform ist nicht weniger als dies: die Herstellung von notwendigen Bedingungen für ein gewaltfreies, demokratisches und soziales Gemeinwesen.

Zu widersprechen ist aber, wenn sie den externen Beratungsfirmen nachtrauert und die Schuld dafür, daß die Reform ins Schleudern geraten ist, bei den Juristen sucht.

Die Beratungsfirmen haben eine Menge Fehler gemacht. In einem kaum vorstellbaren Maße haben sie die verfassungsrechtlichen Vorgaben außer acht gelassen, die, soll nicht die Demokratie leiden, bei der Organisation öffentlicher Verwaltungen zu beachten sind. Die Rechtsämter der Bezirke haben das Verdienst, hier energisch widersprochen zu haben. Auch anerkannte Grundsätze der Verwaltungswissenschaft sind von den Beratern nicht hinreichend beachtet worden. Letztlich konnten sie nicht einmal auf ihrem ureigenen Feld, dem der Betriebswirtschaft, überzeugen.

Das Weltbild, nach dem die zukunftsorientierte Arbeit der progressiven, jung-dynamischen Reformer durch die ewig gestrigen, verknöcherten und innovationsunfähigen Juristen zunichte gemacht wird, ist zwar heute weit verbreitet, dürfte aber einer empirischen Überprüfung nicht standhalten.

Wie wär's, wenn die taz eine problemnähere Verwaltungsreformdiskussion initiieren würde? Albrecht Dehnhardt

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