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Archiv-Artikel

Viele Faktoren treiben den Preis

Wird die Gasrechnung jetzt billiger? Kurzfristige Lieferverträge allein reichen nicht. Eon selbst sagt: unbedeutend

Der Marktpreis für Erdgas geht tendenziell nach oben, sagen Branchenvertreter

FREIBURg taz ■ Ein wichtiger Schritt zu mehr Wettbewerb im Gassektor, bejubeln Wettbewerbshüter das Urteil aus Düsseldorf. Nicht mehr 20, sondern höchstens vier Jahre dürfen Gasimporteure künftig Energieversorger vertraglich an sich binden. Doch ob die Gaspreise deshalb tatsächlich sinken werden, ist unwahrscheinlich. Kurzfristige Lieferverträge müssen nicht zwangsläufig günstigere Verträge sein. Man kann sich das vorstellen wie beim Brötchenkauf: Entweder man geht dorthin, wo die Brötchen am billigsten sind, oder man macht einen längerfristigen Liefervertrag mit nur einem einzigen Bäcker, der dafür dann womöglich Sonderkonditionen einräumt. Was günstiger ist, lässt sich pauschal nicht sagen.

Es gibt Stimmen, die gleichwohl am Gasmarkt eine Preissenkung bei den Endkundentarifen für wahrscheinlich halten: „Ich erwarte, dass die Gaspreise durchschnittlich um einen halben Cent je Kilowattstunde sinken werden“, sagt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Dem allerdings halten Branchenvertreter entgegen, dass es für Erdgas einen Marktpreis gibt, der tendenziell nach oben geht. Denn der Preis bemisst sich an vielen Faktoren wie Verfügbarkeit von Erdgas, Verbrauch und den Preisen anderer Energieträger – wie Erdöl.

Gegen spürbar sinkende Gaspreise spricht zudem, dass das gestrige Urteil für viele aktuelle Handelsbeziehungen zwischen Importeuren und Gasverteilern überhaupt keine Rolle spielt. Bereits seit 2000 werden Lieferverträge zunehmend mit kürzeren Laufzeiten abgeschlossen. Entsprechend verkündete Eon-Chef Wulf Bernotat nach dem Urteil, es sei für sein Unternehmen „nicht von großer Bedeutung“.

Das sahen die Eon-Aktionäre offenbar ähnlich. Ein Ausschlag des Aktienkurses war nicht erkennbar, als das Urteil gestern Mittag bekannt wurde.

Bernward Janzing