: Viele Beiräte hatten schnell fertig
■ Die Initiative „Wir im Viertel“ und die „Initiative Pusdorf“ treten für die Beiratswahlen nicht mehr an / Die kleinen Parteien füllen zum Wahltermin die Lücken auf den Listen weitgehend auf
Der Dinosaurier unter den Bremer Beiratsabgeordneten heißt Rolf Suhrhoff. Der Mann aus Walle hat 28 Jahre Beiratsarbeit auf dem Buckel. Trotzdem sagt der Geschäftsführer eines Reiseunternehmens heute noch unverdrossen: „Es macht Spaß.“ Seit Gründung des Waller Beirats 1971 ist er dabei, für die CDU steht er auf Platz eins der Beiratsliste. „Ich bin ein konstanter Typ“, kommentiert er sich selbst, „obwohl ich oft in der Oppositon war.“ Das galt sogar in der jetzt zu Ende gehenden Legislaturperiode.
Trotz großer Koalition im Land regierte im Waller Beirat die vergangenen vier Jahre nämlich Rot-grün; nur selten gelang es Suhrhoff und seiner CDU, sich dazwischen zu mischen. Es bleibt der größte Triumpf der Waller Grünen, daß sie es sogar schafften, die SPD-Beiräte nach internem Ringen schließlich auf die grüne Seite zu ziehen – gegen das Zuschütten des Übersee-Hafenbeckens und die Verlegung des Großmarktes nach Walle. „Manche Sozialdemokraten machen jetzt sogar Wahlkampf damit für sich“, heißt es.
Der Gegenspieler des Waller Dinosauriers Suhrhoff hieß in dieser Legislaturperiode Michael Gerald – und stammte aus Gröpelingen. Vor vier Jahren wurde er dort für die DVU ins Stadtteilparlament gewählt. „Der hat sich kein Mal hier blicken lassen“, schütteln BeiratskollegInnen den Kopf. Sogar innerhalb der DVU hält der Gröpelinger Wegbleiber damit einen Rekord – allerdings nur knapp gefolgt von einem Hemelinger DVU-Parteikollegen. Der blieb zwar aus Krankheitsgründen zu Hause – das aber konsequent. „Weil die einfach keine Nachrücker aufbieten können“, heißt es im Beirat durchaus erleichtert. Nur die Hemelinger Freidemokraten machten eine lange Nase: Die Rechten hatten ihnen den Sitz nur mit ein paar Stimmen Vorsprung abgejagt. Ein Trost: Zur kommenden Wahl wird die DVU in Hemelingen gar nicht antreten.
Für die Rechtsextremen haben nur wenige Durchhaltevermögen bewiesen. Erstens eine Osterholzer Beirätin und zweitens, soweit es die Präsenz im Beirat betrifft, eine Frau in der Vahr. Der Partei blieb Elisabeth Miodunski aber nicht treu. Schon nach einem Jahr Beiratsarbeit trat sie aus der DVU aus. Als Parteilose ist für sie jetzt Schluß.
Schluß machten während der vergangenen Jahre eine Reihe von StadtteilparlamentarierInnen. Aufgefallen ist das vor allem dort, wo die Parteien personell ohnehin ein bißchen schwach auf der Brust waren. So kam von zwei AfB-Abgeordneten in Hemelingen regelmäßig nur einer. Ähnliches gilt für die Vahr. In Gröpelingen mischt seit Januar sogar überhaupt kein AfBler mehr mit: Die dortigen Arbeiter-für-Bremen hatten fertig, als es Streit um die Liste für die Bürgerschaftswahl gab.
Streit zerriß auch die PDS. Spürbar wurde das in der Neustadt, wo der Machtkampf der Bremer Landes-PDS, der zugunsten der akademischen Aktionisten ausging, Anfang des Jahres Opfer forderte. Die Abgeordneten Werner Herminghaus und Ralf Schmidt ließen sich seither nicht mehr sehen. Begründet immerhin, anders als im Beirat Östliche Vorstadt, wo der PDS-Vertreter sich nach einem Jahr einfach davonstahl. Da gab es einen Umzug, wird gemunkelt. Unter Umzug hatten zeitweilig auch die Vahrer Grünen gelitten – zur Wahl sind die Listen jetzt jedoch wieder aufgefüllt. Zwei Basis-Listen treten nicht wieder an: Die Vertreter der Interessengruppen „Wir im Viertel“ und die „Initiative Pusdorf“ (vgl. Seite 28). ede
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