: Viel Wind in der Halle
Völlig überraschend fegen die Hamburg Freezers die Eisbären aus Berlin mit 7 : 1 vom Eis. Nun dürfen die Hamburger wieder auf die Playoffs hoffen – und auf zurückgewonnene Sympathien der zuletzt arg frustrierten Fans
Immer wieder diese Böen: ein Geruch nach frischem Waschmittel, leicht vermischt mit dem Geruch von Chips. Zustande kommen diese Böen immer dann, wenn die Hamburg Freezers in der heimischen Color Line Arena ein Tor schießen: Tausende von Freezers-Schals werden dann aus dem Handgelenk heraus gewedelt. Würde man mit geschlossenen Augen und sehr guten Ohrstöpseln dasitzen, man könnte die Tore der Freezers riechen, im Nachhinein.
Nur war es in den letzten Wochen so, dass die Fans nicht mehr wirklich oft wedeln durften. Es lief schlecht bei den Freezers, schlecht schon die ganze Saison, katastrophal dann vergangene Woche: Vergangenen Dienstag verlor das Team mit 3 : 4 in Ingolstadt, Freitag folgte dann mit einem 1 : 7 in Frankfurt die höchste Niederlage seit drei Jahren. Nicht nur, dass die Playoffs in immer größere Ferne rückten – die Freezers waren in Frankfurt auseinander gebrochen. Am Sonntag nun fegten die Hamburger völlig überraschend den Tabellenzweiten Berlin mit 7 : 1 vom Eis.
Sieben Tore, hohe Kampfbereitschaft, Druck nach Vorne, ausreichend Disziplin in der Abwehr: Es war einer der besten Saisonleistungen des Teams von Trainer Bill Stewart. Und ein ausgeglichenes erstes Drittel mit etlichen Chancen auf beiden Seiten. Eine davon nutzte Peter Sarno in der zehnten Minute zur Führung für die Hamburger. Die Berliner kamen im Zuge ihres ersten Powerplays in der 19. Minute zum Ausgleich.
Im zweiten Drittel hielten die Hamburger Konzentration und Druck aufrecht und erhöhten durch zwei Treffer von Brad Symth und Benoit Gratton innerhalb von 55 Sekunden auf 3 : 1. Endgültig klar machte den Sieg John Tripp mit seinem 4 : 1 in der 43. Minute.
Vitalij Aab (50.), Alexander Barta (54.) und Christoph Brandner (56.) bescherten den Hamburgern dann noch eine direkte Antwort auf das Desaster der Freezers in Frankfurt. Barta traf ins leere Tor, als Berlins Trainer Don Jackson bei 1 : 5-Rückstand und eigener Überzahl noch Torhüter Youri Ziffzer vom Eis geholt hatte. Vom 10. Tabellenplatz, der die Teilnahme an Qualifikationsspielen für die Playoffs bedeuten würde, trennen die Freezers nun noch vier Punkte.
Dass sie am Sonntag auch dann noch ans Toreschießen dachten, als die Partie bei einem Stand von 4 : 1 längst entschieden war, wurde ihnen von den Fans hoch angerechnet. Zuletzt hatte das Team durch passives, lustloses Spiel immer mehr Sympathien verspielt. „Wir sind Fans – holt uns hier raus“ war auch vor der Partie gegen die Eisbären Berlin in der Fankurve auf einem Plakat zu lesen. Am Ende aber gab es mal wieder La-Ola-Wellen in der Arena. Und wieder diesen Geruch aus Waschmittel und Chips. KLAUS IRLER