: Victory für Westberlin
Bei der Aufstellung der CDU-Landesliste zur Abgeordnetenhauswahl kommt dieses Mal der Minderheitenbonus Frau zum Zug. Auf Ostdeutsche und Migranten wird hingegen verzichtet
VON WALTRAUD SCHWAB
Wie die Bundes-CDU so wird auch die Mannschaft der Berliner Christdemokraten von einer Frau in den Bundestagswahlkampf geführt. Monika Grütters kam am Wochenende auf Platz 1 der Landesliste. Die 43-jährige Kunsthistorikerin gilt als liberal und soll der Partei jene Türen bei den WählerInnen öffnen, die ihr durch ihre Skandalgeschichten zugeschlagen wurden.
Ob die Offerte ankommt, wird sich zeigen. Denn auf den folgenden Listenplätzen ist bestes Westberlin versammelt. So gilt Ingo Schmitt, der sich auf Platz 2 hat wählen lassen, als Strippenzieher. Seine Mehrheiten soll er sich gerne in geheimen Absprachen sichern. Dem derzeitigen EU-Parlamentarier hängt auch dieses Mal der Ruch an, nach solch bewährtem Muster vorgegangen zu sein, hat er sich doch kurzfristig zur Wahl gestellt, um Mittbewerber seines Kreisverbandes Charlottenburg-Wilmersdorf, dem er vorsitzt, kaltzustellen.
Karl-Georg Wellmann wurde der 3. Platz gegönnt. Er gehört der am rechten Rand der Christdemokraten operierenden Steglitz-Zehlendorfer CDU an und gibt sich dort smart. Das Lieblingsthema von Reter Rzepka, der auf Platz 4 kam, dürfte hingegen der Flughafen Tempelhof sein. Gegen dessen Schließung wendet er sich vehement. Platz 5 und 6 werden ebenfalls von hartem konservativem Milieu besetzt. Der 32-jährige Kai Wegner aus dem Kreisverband Spandau auf Platz 5 gilt als Rechtsausleger. Er hat es im letzten Jahr mit dem Satz „Die Love Parade gehört zu Berlin wie der Karneval nach Köln“ immerhin ins Feuilleton der FAZ geschafft. Roland Gewalt gilt als Hardliner, vor allem, was den Bereich innenpolitischer Themen angeht.
Erst Platz 7 war wieder offen für Neues. Die Landesvorsitzende der Frauen-Union, Edeltraud Töpfer, durfte gegen den letzten Ostberliner CDUler, Günter Nooke, antreten. Damit konkurrierten zwei Kandidaten ohne Hausmacht gegeneinander. Strategisch günstig aus Sicht des Parteiklüngels ist so was, denn damit muss einer der beiden schon mal das Feld räumen. Es war Nooke. Dessen Chancen, über das Direktmandat in Pankow dennoch ins Parlament zu kommen, gelten als gering. Sein SPD-Gegenkandidat ist Wolfgang Thierse.
Platz 8 ging wieder an Westberlin. Ob es Volker Liepelt, der bereits auf eine 35-jährige CDU-Karriere blicken darf, am Ende in den Reichstag schafft, hängt vom Wahlergebnis im September ab. Migranten, mit denen sich die Landeslisten der anderen Parteien schmücken, sind bei der Berliner CDU nicht vertreten.