: Verwahrung wird sich rächen
betr.: „Straftäter werden abgeschoben“, taz nrw vom 15.5.2006Das gesetzlich erklärte Ziel der Resozialisierung von Straftätern erscheint mir in unserem Land immer schwerer realisierbar zu sein. Schuld daran sind nicht zuletzt auch die fast schon regelmäßig überfüllten Justizvollzugsanstalten in unserem Land und der permanente Spardrang der Politik, der auch vor den Toren unserer Justizeinrichtungen nicht halt macht. Wenn nun auch der therapeutische Strafvollzug immer mehr zu einem ‚Verwahrstrafvollzug‘ degradiert wird, dann zeugt das nur vom mangelnden Weitblick der verantwortlichen Politiker. Dies wird sich – und dafür braucht man kein Hellseher sein – in Zukunft rächen.
Es gibt Bereiche, da wird sich der notorische Sparzwang für die Zukunft verheerend auswirken. Dazu gehören sowohl die Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit wie auch die des therapeutischen Strafvollzugs für psychisch und suchtkranke Straftäter. Ich kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen einlenken und dieses widersinnige Treiben beenden. Im Übrigen bin ich sehr dankbar, dass Ihre Zeitung immer wieder einen kritischen Blick auf den bundesdeutschen Strafvollzug und die Entwicklung im Strafvollzug wirft. Als katholischer Seelsorger im Strafvollzug möchte ich auf Ihre Reportagen, Recherchen und Berichte nicht mehr verzichten. GERD WITTKA, Diözesanbeauftragter für die Gefängnisseelsorge im Bistum Essen