: Vertuschung der Unglücksursachen
■ Nach dem schweren Grubenunglück in der südafrikanischen Kinross–Mine spitzt sich die Lage in Südafrikas Bergwerken zu / Internationale Untersuchungskommission gefordert
Johannesburg (ap) - Knapp eine Woche nach dem schweren Grubenunglück in der südafrikanischen Goldmine Kinross, in den in der vergangenen Woche über 170 schwarze Wanderarbeiter umkamen, spitzt sich die Lage in der Bergwerken der Apartheidrepublik zu. Wie der Vorsitzende der größten schwarzen Minengewerkschaft NUM, Ramaphosa, am Freitag erklärte, soll am ersten Oktober ein „arbeitsfreier Gedenktag“ für die Opfer der zweitschwersten Katastrophe der südafrikanischen Bergwerksgeschichte stattfinden. Sollte die Bergwerkskammer dem nicht zustimmen, würde die NUM an diesem Tag zum Streik aufrufen. Da die Gewerkschaft nach eigenen Angaben zum heute stattfindenden offiziellen Trauergottesdienst für die toten Bergleute in Schacht 2 der Unglücksmine nicht eingeladen wurde, will sie am kommenden Mittwoch in der nahegelegenen Stadt Secunda einen eigenen Gottesdienst veranstalten. Unterdessen herrscht über die genauen Ursachen des Unlücks weiterhin Unklarheit. Nachdem die Regierung in Pretoria den Vorschlag der Gewerkschaft, eine internationale Untersuchungskommission einzusetzen abgelehnt hatte, äußerte Ramaphosa den Verdacht, der zuständige Bergwerkskonzern wolle Beweismaterial verschwinden lassen. Entscheidende Ursachen für das Unglück sind offenbar die Arbeitsorganisation in Verbindung mit der Verwendung des Kunststoffs Polyurethan, der bei der Verbrennung giftige Gase freisetzt. Nach Angaben der NUM, die mit einer am Freitag in Genf veröffentlichten Studie der Internationalen Arbeitsorganisation ILO übereinstimmen, werden aus Kostengründen Ingenieursposten häufig mit unqualifizierten schwarzen Arbeitern besetzt, die im Gefahrenfall nicht ermächtigt seien, z.B. die Evakuierung eines Schachts anzuordnen. Schwarze würden oft gezwungen, an ihren Plätzen zu bleiben, auch wenn sie bereits auf drohende Gefahren hingewiesen hätten. Es gelang der NUM bisher nicht, die Einstellung eigener Sicherheitsbeauftragter durchzusetzen.
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