: Verteufeln bringt nichts
■ Internationale Fachtagung auf der Suche nach neuen Wegen in der Suchtprävention
Mit Abschreckung und Repression ist das Drogenproblem nicht in den Griff zu bekommen. Prävention tut not. Aber wie ist zu verhindern, daß immer mehr Kinder und Jugendliche süchtig werden? „Verteufelung führt zu nichts“, weiß Jörgen Linneberg von der Beratungsstelle Drogen- und Suchtprävention des Instituts für Lehrerfortbildung (IFL), „wir dürfen aber auch nicht verharmlosen.“
Diskussionsbedarf besteht also reichlich. Eine Fachtagung soll nun Wege aus dem Dilemma aufzeigen. Von heute bis zum Freitag werden im IFL Wissenschaftler aus ganz Europa, Lehrer und Schüler unter dem Motto „Youth to Youth Education“ („Schüler für Schüler in der Suchtprävention“) zusammenkommen und Erfahrungen austauschen.
Vor allem die deutschen Teilnehmer werden einiges Neue kennenlernen. Hierzulande ist der Ansatz, Aufklärungsarbeit durch Gleichaltrige zu leisten, nicht sehr stark verbreitet. Daß speziell ausgebildete Schüler ihre Klassen- oder Schulkameraden in Seminaren über die möglichen Gefahren von legalen wie verbotenen Drogen informieren, ist die Ausnahme. Dabei ist die Erkenntnis, daß Jugendliche sich irgendwann eher an ihren Altersgenossen orientieren als an Erwachsenen, so revolutionär nicht. Das findet auch Linneberg, der die internationale Fachtagung organisiert hat. „Die Jugendlichen sollen lernen, mit der Realität umzugehen“, wünscht sich der Drogenfachmann, „an der Abstinenzforderung halten wir nicht mehr fest.“
In Workshops sollen die Schüler ab der sechsten Klasse erleben, was in der Schweiz oder Großbritannien schon seit einigen Jahren gang und gäbe ist. Die Erwachsenen sind nur Begleiter oder Berater, die Jugendlichen bestimmen, was passieren soll: zum Beispiel Comics zeichnen oder gemeinsam Musik machen. Wie viele Schüler – jeder Lehrer, der sich angemeldet hat, darf drei „motivierte“ Schützlinge mitbringen – kommen werden, kann Linneberg noch nicht sagen: „Das Haus wird aber voll mit jungen Leuten sein.“ cleg
Internationale Fachtagung „Schüler für Schüler in der Suchtprävention“, heute bis Freitag, im Institut für Lehrerfortbildung, Felix-Dahn-Str. 2, 20357 Hamburg,
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