piwik no script img

Verschärfte Friedensdiplomatie

■ Doch der Krieg in Bosnien geht weiter

Sarajevo/Zagreb (dpa/AP) – Kroatien ist gestern in den Mittelpunkt einer Reihe von Friedensbemühungen für Bosnien und den gesamten Raum des ehemaligen Jugoslawien gerückt.

Während der kroatische Außenminister Mate Granić zu Beginn einer Kurztournee durch drei europäische Hauptstädte in Bonn die fortgesetzte „harte Arbeit“ an einer friedlichen Lösung im ehemaligen Jugoslawien unterstrich, kamen in Zagreb Vertreter von UNO und EU zusammen, um eine „Zwischenbilanz der allgemeinen Lage“ zu ziehen und über eine eventuelle UN-Verwaltung Sarajevos zu diskutieren. Gleichzeitig verhandelten die Militärchefs der bosnischen Kroaten und der bosnischen Regierungsarmee unter UNO-Vermittlung in Zagreb über einen neuen Waffenstillstand für Zentral-Bosnien. In die Friedensbemühungen schaltete sich erneut auch Rußland ein. So forderte Boris Jelzin einen Fünf-Nationen- Gipfel zur Beendigung des Krieges. Zugleich warf der Präsident der Nato vor, weiterhin auf ein militärisches Eingreifen gegen die bosnischen Serben zu dringen und den diplomatischen Erfolg Rußlands bei der Befriedung Sarajevos zu „vertuschen“.

Unterdessen hat UNO-Chefsprecher Nerzig Berichte dementiert, nach denen am Vortag ein Luftangriff von Nato-Fliegern zur Unterstützung einer bedrängten Blauhelm-Einheit in letzter Minute abgeblasen worden sei. „Aus diesem Büro sind die entsprechenden Mechanismen nicht in Gang gesetzt worden.“

Zuvor hatte UNO-Kommandeur Jean Cot erklärt, ein Luftangriff sei abgebrochen worden, da nicht eindeutig festzustellen gewesen sei, ob serbische oder bosnische Truppen auf eine UNO-Fahrzeugkolonne geschossen hatten. Bei diesem Überfall in der Nähe der Stadt Olovo waren fünf schwedische UNO-Soldaten verwundet worden.

Auch gestern haben serbische Einheiten ihre Angriffe auf die von der bosnischen Armee gehaltenen Stellungen und Städte in Bosnien unvermindert fortgesetzt. Auch aus der mittelbosnischen Kroaten- Enklave Usora wurden schwere Angriffe serbischer Artillerie und Infanterie gemeldet. „Aktivste Fronten“ waren aber nach Erkenntnissen der UNO der Frontbogen um Tuzla im Norden sowie die Enklave Bihać im Westen des Landes.

Bei einer „Inspektionslandung“ auf dem Flughafen von Tuzla, dessen geplante Öffnung von serbischen Militärs abgelehnt wird, gerieten UNO-Soldaten unter Artilleriebeschuß. Unmittelbar nach der Landung der UNO-Maschine detonierten mehrere Granaten in der Umgebung des Flugplatzes, eine davon in unmittelbarer Nähe einer Gruppe von Blauhelmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen