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Archiv-Artikel

Versagende Medien

betr.: „Sachsensumpf nur Tümpel“, taz vom 25. 6. 08

Am 25. Juni veröffentlichten Sie o. g. Beitrag, in dem Ihr Autor Michael Bartsch den Versuch unternimmt, das Versagen der Medien bei der Berichterstattung über den sogenannten Sachsensumpf zu beleuchten. Der Versuch als solcher ist ebenso nötig wie löblich. Er ist allerdings das Zeugnis eines erneuten Medienversagens geworden.

Nachdem Ihr Autor Bartsch feststellt, dass die in vielen Medien unter reichlicher Konjunktivverwendung als sachsenweiter Justiz-und-Polit-Sumpf beschworene Affäre sich in Wirklichkeit als Verschwörungstheorie völlig aus dem Ruder gelaufener Verfassungsschützer handelte, nimmt er sich die einzelnen Medien vor. Über Focus schreibt er: „Den Schwenk hin zur Regierungslesart einer bloßen Aktenaffäre vollzogen am 7. August 2007 Focus und FAZ geschickt ohne Gesichtsverlust per Interview mit dem …Innenminister Buttolo.“ Selten sind schwarz auf weiß nachlesbare Fakten so grob unterschlagen worden. Denn es war gerade Focus, der nahezu als einziges Medium von Anfang an über die Ungereimtheiten in den Geheimdienstakten berichtet hatte. Schon am 4. Juni 2007 wies Focus darauf hin, dass der Verfassungsschutz selbst in einem internen Schreiben seine Aktensammlung als „Informationen vom Hörensagen“ klassifizierte. Am 18. 6. veröffentlichte Focus unter der Überschrift: „Ein Netzwerk? Das ist spinnert“ eine auf interne Polizeiunterlagen gestützte Recherche darüber, dass es sich bei den angeblich so aufregenden Verfassungsschutzerkenntnissen über Leipzig größtenteils um wieder aufgewärmte Gerüchte handelte, die das sächsische LKA schon Jahre zuvor als heiße Luft eingeordnet hatte. Damals hieß es in meinem Beitrag: „Die angebliche Mafia-Krake, die Sachsen im Würgegriff hält, erweist sich beim genaueren Hinsehen als ein von Schlapphüten zusammengeschriebenes Potpourri von Einzelfällen, angereichert durch dubiose Verfassungsschutzquellen.“

Am 2. Juli 2007 schrieb ich unter der Überschrift „Illegaler Agent“, dass der Verfassungsschutz sich seine Informationen über Leipzig von einem hochrangigen Leipziger Kriminalbeamten besorgt und damit gegen das Trennungsgebot von Polizei und Geheimdienst verstoßen hatte. Mir ging es eben um das genauere Hinsehen. Die unter Dresdner Journalisten wie Monstranzen herumgereichten Aktenkopien waren für mich eben nicht End-, sondern Ausgangspunkt der Recherche. ALEXANDER WENDT,

Focus Magazin Verlag GmbH, Leipzig