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Verregneter Ostsee-Saisonauftakt

■ Sommerflaute an der Ostsee/ 1991 die letzte Chance für die Kinderferienlager?

Wolgast/Leipzig. Die Sommersaison an der mecklenburg-vorpommerschen Ostseeküste hat begonnen, doch in den Kur- und Badeorten zwischen Selmsdorf und Ahlbeck ist es — verglichen mit den Urlauberstürmen vergangener Jahre — noch verhalten still.

Zwar haben wieder viele der ehemaligen Erholungsheime von FDGB und inzwischen nicht mehr existenten staatlichen Einrichtungen geöffnet. Hohe Preise, mangelnder Komfort und das enorm gestiegene Urlaubsangebot der ausländischen Konkurrenz aber halten den Andrang der Touristen selbst angesichts eines erweiterten Freizeitangebots in Grenzen. Schilder mit Hinweisen auf freie Zimmer, leere Gaststätten, verlassene Strände und Zeltplätze findet man derzeit allerorts im Norden.

Zu lange hatte die Treuhand mit ihren Entscheidungen über die künftigen Eigentums- und Nutzungsrechte der Ferieneinrichtungen gezögert, beklagt Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Conrad-Michael Lehment die Situation. Den Kommunen, die eine Vielzahl der Heime endlich übertragen bekamen, blieb kaum noch Zeit für notwendige Modernisierungen. Vieles würde erst fertig, wenn es Herbst wird und die Saison beendet ist. Es müsse mal wieder auf Improvisation gesetzt werden.

Absolute Winterstille herrscht noch immer in den meisten Erholungseinrichtungen ehemaliger DDR-Betriebe. In Trassenheide auf der Insel Usedom beispielsweise, wo einst Tausende Kinder in mehr als 20 Betriebsferienlagern mehr oder weniger erlebnisreiche Sommerferien verbrachten, wagt 1991 nur noch ein einziges Ferienheim einen solchen wenig rentablen Versuch. Die Einrichtung der Leipziger Institute der in Auflösung befindlichen Akademie der Wissenschaften ist derzeit auch die einzige für Urlauber und Mittagsgäste geöffnete Absteige am Trassenheider Strand.

Die übrigen Trägerbetriebe der mitunter recht attraktiven Heime und Bungalowsiedlungen sind inzwischen bankrott oder im Begriff, die Ostsee-Objekte an reichere Interessenten abzustoßen. Auch die Verwalter des Akademie-Heimes wissen nicht, was mit ihrer Einrichtung und ihrer Arbeit geschieht, wenn es 1992 keine Akademie der Wissenschaften mehr gibt und alles verkauft wird. Sie versuchen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen das modernisierte Heim über den Sommer zu bringen. Ralph Sommer

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