Verloren im Dickicht des Holzhandels

■ Holz ist der Öko-Werkstoff Nr. 1 / Doch wer mehr über die Herkunft wissen will, steht meist im Wald / Umweltverbände fordern gesetzliche Kennzeichnungspflicht

„Für die von mir bezogenen Holz-Werkstoffe garantiere ich absolute Giftfreiheit.“ Ohne Unterschrift unter eine solche Erklärung kauft Knut Willi Schlanert aus Amelungsborn bei niemandem Holz. Viele Händler quittierten seine Forderung mit Kopfschütteln. Denn die Wege des Holzes sind meist so unüberblickbar, daß die Händler selbst nicht wissen, woher und aus welcher Art Forstwirtschaft die von ihnen angebotenen Bretter und Balken stammen.

Als erste Organisation garantiert seit 1993 der Naturlandverband, daß von ihr vertriebenes Brennholz aus Wäldern kommt, in denen es weder Kahlschlag noch Monokultur gibt und in denen Gifte oder Kunstdünger tabu sind. Neuerdings bietet der Naturlandverband auch Stammholz aus ökologischer Waldwirtschaft an.

Auch andere Waldbesitzer können auf Anfrage naturbelassenes Holz liefern. Schwierig ist allerdings die Weiterverarbeitung. Denn Sägereien scheuen vor dem teureren Bio-Holz zurück, weil sie nur einen Teil des Stammes verwerten können.

Umweltschützer empfehlen, nur Holz zu kaufen, das in einem Umkreis von etwa 800 Kilometern gewachsen ist. In dieser Entfernung finde man geeignetes Holz für alle Bedürfnisse, das nicht aus klimatisch extrem empfindlichen Regionen stamme. Denn auch in den Regenwäldern des Nordens wird unverantwortlich mit den letzten Urwäldern umgegangen. 40 Prozent der in die Bundesrepublik eingeführten Bretter, Balken und Holzprodukte aus Nadelholz stammen aus den Wäldern Schwedens und Finnlands. Trotz einzelner Verbesserungen wird dort eine ökologisch verträgliche Forstwirtschaft nur auf wenigen Flächen praktiziert. Um den Holzhandel transparenter zu machen, fordern daher die Umweltverbände als ersten Schritt, eine Herkunftskennzeichnung für Holz und Holzprodukte gesetzlich festzuschreiben.

Aus der Undurchschaubarkeit der Handelswege folgt zudem noch eine weitere Gefahr: Denn nicht nur die Gegend um Tschernobyl, auch andere Landstriche der ehemaligen UdSSR weisen hohe radioaktive Belastungen auf. Die Radioaktivität verseuchter Böden dringt vor allem über die Wurzeln in die Bäume ein.

ÖTM