: Verknöchertes, sexistisches Denken von vorgestern
■ betr.: „Warum wir so gehaßt wer den“ von Ute Scheub, taz vom 28.2./1.3. 98, „Rüffel für die Schmuddelkinder“ (Pornoseite), taz vom 9.3. 98, Männer-taz-mag vom 7.3. 98
Das müssen noch Zeiten gewesen sein, als die taz-Frauen sich noch über den „gelangweilten Zynismus Menschen und gesellschaftlichen Zuständen gegenüber erbosten“. Heutzutage fällt ihnen zum 8. März noch ein „Laßt das mal die Männer machen“. Die Porno-Seite feiert ihr bundesweites Revival, diesmal ohne Frauenstreik, dafür mit einem antifeministischen Kommentar von einem Mann. Jeden Tag streiken ist machbar! Angela Banerjee
[...] Vielleicht verstehe ich ja nur mal wieder nicht, warum soviel Platz für die Ergüsse einiger weniger Schwanzfixierter gemacht wird, ich zum wiederholten Male lesen muß (?), daß Väter die besseren Mütter sind – und sowenig Platz für das „-Innen“ bleibt. Die Innenansicht der taz würde mich interessieren.
Was ist das für ein Betrieb, der zwar die Bilanz von Ute Scheub als Frauenredakteurin (taz mag vom 27.2. 98) druckt, aber den Inhalt nicht diskutiert? Soviel Platz verschenkt, schade! und ärgerlich. Susanne Markmeyer, Losheim
Der Blickwinkel von Männern auf frauenpolitische Themen hätte vielleicht sogar witzig und unterhaltsam sein können. Statt dessen war anscheinend das einzige, was den taz-Männern zum Thema Frauen eingefallen ist, Sex (einzige wohltuende Ausnahme: der Artikel von Christian Rath). Und die „Vielfältigkeit“ bestand darin, dies in allen Variationen (taz-)männlicher Sichtweise auszubreiten. Deutlicher hätte den taz-Leserinnen nicht vor Augen geführt werden können, wie beschränkt die männliche taz-Riege tatsächlich ist. Und was hat das noch mit dem 8. März zu tun?! Aber nicht nur eine einfältige Thematik, sondern auch noch stilistisch liebloses Geschreibsel, langweilig und inhaltlich auf dem Niveau pubertierender Jungs.
Eigentlich war es ja ein geschickter Schachzug der taz- Frauen, den taz-Männern die Gestaltung zum 8. März zu überlassen. Dadurch ist überaus klar geworden, daß in so einem Umfeld keine Vertretung frauenpolitischer Interessen möglich ist beziehungsweise in nur geringfügigem Ausmaß bei gleichzeitig massivem Verschleiß der wenigen verbliebenen, engagierten taz-Frauen (siehe Ute Scheubs Artikel). Daß Ihr frauenpolitische Themen nicht besonders mögt und eine Vorliebe dafür habt, immer wieder auch frauenverachtende Artikel in Eurer Zeitung unterzubringen, habe ich bisher immer noch gerade eben toleriert. Aber jetzt ist das Maß endgültig voll! Ich erwarte von der taz eine aktuelle Berichterstattung zu linkspolitischen Themen, und dazu gehört für mich eben auch Frauenpolitik und nicht ein verknöchertes, sexistisches Denken von vorgestern. Jessica Ahrens, Berlin
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