: Verkehrte Polizeiwelt
■ GAL unterstützt Wrocklage / Kritische Spürnase Langendörfer muß zittern
Auf ein liebes Wort der CDU mußte er sein Leben lang warten, auf die Unterstützung der GAL nur 24 Stunden: Der unter Beschuß geratene Hamburger Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) darf seit gestern den GALier und „Kritischen Polizisten“ Manfred Mahr zu seinen Fürsprechern zählen. „Dem Druck des Apparats nicht nachgeben!“ lautete der grüne Rat an Wrocklage gestern. Der Anspruch des Innensenators, die Polizei politisch zu führen, sei richtig.
Mit „unverantwortlicher Polemik“ hätten Apparatschiks das Augenmerk auf die „sogenannte Drehscheibe des Verbrechens“ gelenkt, um von den „noch ungelösten Problemen des Hamburger Polizeiskandals abzulenken“. Zu diesem Zweck habe sich auch „eine große Koalition“ der Polizeigewerkschaften gebildet. Deren Wunschkandidat für den Job des Polizeipräsidenten, der jetzige LKA-Chef Wolfgang Sielaff, solle die Position der Polizei gegenüber der Politik stärken. Mahr spricht sich hingegen für eine Ausschreibung aus.
Der scheidende Chef der SOKO Reemtsma, Dieter Langendörfer, muß im Gegensatz zu Wrocklage eine Verkleinerung seiner Fangemeinde beklagen. Weil er mit seiner scharfen Kritik am Innensenator („Keine Ahnung“) und am Polizeipräsidenten („Frühstücksdirektor“) die Krise auslöste, muß er jetzt um seine steile Beförderung nach Hiltrup zittern. Einige Bundesländer – Hamburg ist nicht dabei – haben Einspruch gegen seine Berufung an die Polizeiführungs-Akademie eingelegt. Es bestehe noch „Gesprächsbedarf“, der im Oktober befriedigt werden soll. Bis dahin muß Langendörfer, der eigentlich schon zum ersten August anfangen sollte, bangen. sim
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