■ Vorlauf: Veritabler Nato-Krimi
„Operation Schmetterling“, heute, 20.45 Uhr, arte
Krimis, in denen irgendwelche Psychopathen mit schwerer Kindheit aus ganz privaten Gründen Unschuldige meucheln, haben wir ja reichlich. Daß sich irgendwer die Mühe macht, einen Krimiplot mit einem realpolitischen Hintergrund zu verbinden, ist hingegen eher die Ausnahme. Doch siehe da, es geht. Hier ist ein veritabler Nato-Thriller: Auf britischen und amerikanischen Militärbasen in Deutschland gehen Bomben hoch. Die Engländer beordern daraufhin ihren Terrorismusexperten Bull ins Nato- Hauptquartier nach Brüssel, die Amis beauftragen den Offizier Sullivan mit den Ermittlungen. Nicht genug, daß die beiden sich ständig in die Quere kommen, sie werden obendrein auch von einem seltsamen Kompetenzgerangel bei der Nato behindert, wo alle Nationen ihr eigenes Süppchen zu kochen scheinen. Allen voran spielt offenbar die US-Delegation ein seltsames Spiel, in dem ihr die Bomben durchaus nicht ungelegen kommen. Dennoch gelingt es Bull und Sullivan, eine junge Frau ausfindig zu machen, die hinter den Anschlägen zu stecken scheint. Doch wer steckt hinter ihr?
Unter der Regie des Engländers Peter Smith agiert in der aufwendigen Koproduktion von arte, BBC und WDR ein internationales Star- Ensemble. Darunter Dennis Haysbert („Heat“), Bill Paterson („The Singing Detective“) und William H. Macy („Emergency Room“). Die Terroristin verkörpert – klassisch gegen den Strich besetzt – Lena Stolze. Als eiskalte Killerin ist sie in diesem packenden Thriller um Nato-Osterweiterung anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, doch je pathologischere Züge die Figur annimmt, desto überzeugender wird die Mimin.
Nur, ob es eine besonders gute Idee war, den Film für die arte- Ausstrahlung in vier Häppchen zu zerschneiden, ist mehr als fraglich. Die Eröffnung ist deutlich für 180 Minuten gemacht. Bis man einigermaßen Blut geleckt hat und ahnt, wohin der Hase laufen soll, ist der erste Teil auch schon vorbei. Sowas macht die beste Sogwirkung zunichte. Kleiner Trost: Im nächsten Jahr soll das ganze beim WDR als Zweiteiler zu sehen sein.
Reinhard Lüke
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