: Verheugen abgewählt
■ SPD-Bundestagsfraktion bestätigt jedoch Otto Schily als Vizevorsitzenden
Bonn (dpa) – Die SPD-Bundestagsfraktion hat überraschend ihren stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Günter Verheugen abgewählt. Der für die Außenpolitik zuständige frühere SPD-Bundesgeschäftsführer fiel bereits im ersten Wahlgang mit 121 Stimmen durch. Für ihn rückt der Sozialpolitiker Ottmar Schreiner (135 Stimmen) als einer der sechs Stellvertreter von Fraktionschef Rudolf Scharping nach. Der für die Rechts- und Innenpolitik zuständige Fraktionsvize Otto Schily schaffte dagegen mit 125 Stimmen knapp die Wiederwahl.
Mit dem besten Stimmenergebnis wurde Anke Fuchs (198 Stimmen) in ihrem bisherigen Amt bestätigt, gefolgt von Ingrid Matthäus-Maier (181), Wolfgang Thierse (154) sowie Rudolf Dreßler (128). Mit 47 Stimmen abgeschlagen landete der Parteilinke Hermann Scheer.
Scharping will sich nach eigenen Angaben dafür einsetzen, daß Verheugen für die Außenpolitik an „verantwortlicher Stelle“ in der SPD-Fraktion zuständig bleibt. Gedacht ist offenbar daran, daß er Nachfolger für den ausscheidenden außenpolitischen Sprecher Karsten Voigt wird. Der 52jährige Verheugen, der schon bei seiner Wahl als Fraktionsvize vor zwei Jahren schlecht abschnitt, sagte, er müsse das Ergebnis akzeptieren. Es komme für ihn nicht überraschend.
Offen war zunächst, welche Zuständigkeit Schreiner, bislang Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit und Soziales unter Dreßler, übernehmen wird. Er will sich dem Vernehmen nach die Ressortzuständigkeiten mit Dreßler teilen. Die Chancen des in der Fraktion sehr beliebten Schreiner (51) waren schon vor der Wahl als aussichtsreich eingestuft worden. Demgegenüber scheint Schily, dessen Wiederwahl fraglich war, durch Auftritte in den letzten Tagen neue Pluspunkte gesammelt zu haben. Scharping war bereits vor einer Woche mit 198 von 237 abgegebenen Stimmen als Fraktionsvorsitzender bestätigt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen