: Vergangene Lacher
■ Ingo Insterburg in der Gala: neue Co und alte Witze
Was haben wir damals gelacht! Die Sketche konnten ich und meine Klassenkameraden auswendig. Insterburg & Co kamen uns wie die deutsche Antwort auf die Marxbrothers vor. Aber als letztes Jahr ihre Fernsehauftritte in kleinen Häppchen wiederholt wurden, war das eine peinliche Ernüchterung: Darüber sollen wir so gelacht haben? Und wenn damals das Wort Blödelbarde in den Duden aufgenommen wurde, so ist es in den neuen Ausgaben längst gestrichen. Es ging gegen den Muff: unsere Eltern mußten solche Gammler (auch so ein Wort) einfach scheußlich finden, und das fanden wir so toll daran.
Aber der Ingo Insterburg will es nochmal versuchen, und mit drei „Musikkabarettisten“ versucht er „Insterburg & Co“ wiederzubeleben.
Schon die Künstlernamen der Neublödler ließen Schlimmes erwarten : Georg Himmelblau, Marian Marajan und Juppi Sirius. Und so harmlos, zusammengebastelt und süßlich wie die Namen war dann auch das Programm. Wenn man bei den Original- Insterburgern das Gefühl hatte, die Pointen und Lieder wären auf dem Grunde von ungezählten Biergläsern entdeckt worden, so kamen einem jetzt lange, „fruchtbare“ Proben in den Sinn. Immer
war die Anstrengung zu spüren, das fleißige Basteln. Auf der Bühne zwar dasselbe wie früher: ein großes Durcheinander von Liedern, Gedichten, Sketchen und „spontanen“ Streitereien, aber alles war auswendig gelernt und jeder falsche Ton eingeübt.
Ingo Insterburg, der grau geworden ist und jetzt wie ein schlaksiges Rumpelstilzchen aussieht, hatte keinen Ersatz für Karl Dall: keinen wirklichen Gegenpol für seine Frotzeleien; seine drei Partner waren nur eifrig bemüht, mitzuscherzen.
Es gab allerhand neckische Instrumente zu bestaunen: Besen, auf denen man flöten kann, eine Geige mit zwei Hälsen, eine Vogelbauer-Hängegeige und gleich zwei singende Sägen. Ingo berichtete von seinen Vorlieben - er ist Vegetarier, Motorradfahrer und hat einen Roman geschrieben, den man auch vorne an der Bühne kaufen konnte, er hat viele neue Lieder, Gedichte und Sketche geschrieben. Und als das „Spaß -Feuerwerk mit Zündgarantie“ bei einer „Travestienummer“ mit „komischen“ Frauenkleidern vom Sperrmüll endgültig in Peinlichkeit verpuffte, fand ich die Original-Insterburger plötzlich wieder ganz prima. Im Vergleich waren die Meister der komischen Künste.
Willy Taub
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