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Archiv-Artikel

Ein Film mit Cosma Shiva Hagen und Nikolai Kinski: „Dirty Sky“ im Metropolis Verfolgte Unschuld

Muss man diesen Film gesehen haben? Nein. Sollte man trotzdem hingehen, wenn er am Donnerstag im Metropolis gezeigt wird? Auf jeden Fall! Die Konstellation ist einzigartig: Claude-Oliver „Das Böse“ Rudolph hat Regie geführt, und bei den Hauptdarstellern handelt es sich um die Kinder zweier großer deutscher Popstars: Cosma Shiva Hagen, die Tochter von Nina Hagen, und Nikolai Kinski, Klaus Kinskis Sohn. Ein wunderbares Zusammentreffen: auf der einen Seite Rudolphs pockennarbiges Gesicht, das im Film einem fiesen Polizisten gehört. Auf der anderen die beiden Jungstars, die auf der Flucht vor ebendiesem Polizisten sind.

Ein schönes Paar, so jung wie unschuldig. Ein bisschen erinnert die Handlung an Bonny and Clyde, nur dass diese beiden wirklich nichts dafür können. Sie hat ihren gewalttätigen Stiefvater in Notwehr erstochen, er wurde übel ausgetrickst. Kein Wunder, dass die beiden aus dem Gefängnis ausbrechen.

Ein bisschen kann man sich vorstellen, wie es zu Dirty Sky kam. Wahrscheinlich dachte sich Claude-Oliver Rudolph eines Morgens: „Man müsste mal einen deutschen Ausbruchsfilm drehen, der genauso hart ist wie ein amerikanischer.“ Und so kam es, dass nicht nur das Gefängnis amerikanisch aussieht, die Gefangenen verrichten auch Zwangsarbeit in irgendwelchen Sümpfen eines deutschen Mississippi.

Solche Dinge haben den Regisseur aber offenbart wenig gestört. Völlig unbeirrt von den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit schreitet die Handlung von Dirty Sky voran, bis man sich plötzlich in einem Märchenfilm wiederfindet, gute Fee inklusive. Sogar die Tiere des Waldes werden liebevoll abgefilmt, bevor das gewaltsame Ende naht.

Noch mehr als der Film selbst interessieren bei Dirty Sky aber die beiden Hauptdarsteller. Dass Cosma Shiva Hagen wirklich gut spielt, ist dabei weniger überraschend, sie war ja schon in einigen deutschen Filmen zu sehen. Was aber ist mit Nikolai Kinski? Ist er wenigstens ein klitztekleines bisschen unheimlich, so wie sein Vater? Kann er auch diese schnarrende Stimme machen? Diese seltsamen, leicht konvulsischen Bewegungen?

Die Antwort ist: leider nein. Nikolai Kinksi ist ein sympathischer junger Mann, die große Aura besitzt er (noch?) nicht. Nur einmal, da geht er in einem (übrigens völlig menschenleeren) Paris so komisch rückwärts, wie es Klaus Kinski auch gemacht hätte. Aber das ist nur für ein paar Sekunden. Daniel Wiese

Donnerstag, 21.15 Uhr, Metropolis, mit Hauptdarstellern und Regisseur