: Verengter Blickwinkel
Betr.: „Die Amüsiermeile wird sorgenfrei“, taz nord vom 30. 11. 07„Tatsächlich sind die Betrunkenen auf der Reeperbahn kein schöner Anblick“, konstatiert die taz, meint zu wissen, dass das bürgerliche Publikum sich dadurch gestört und belästigt fühlt und dass „die Politik“ deshalb „zu starkes Betrunkensein“ verbieten wolle. In diesen Sack werden dann CDU, SPD, „Institutionen aus dem links-alternativen Milieu“ und die Hamburger Grünen gesteckt und dann wird draufgehauen, zwar nicht mit dem Knüppel, sondern filigran-zwischenzeilig nach Spiegel-Manier. So verständlich auch der Aufschrei der linksalternativen Seele ist, wenn sogar Grüne „sinnvolle Verbote, die die Sicherheit erhöhen“ befürworten, so verengt erscheint der Blickwinkel, aus dem die Amüsiermeile betrachtet wird. Es gibt zwar keinen einer Verhältnismäßigkeitsprüfung standhaltenden Grund für ein generelles Verbot des Alkoholgenusses auf der Reeperbahn. Aber die jetzigen Ideen haben einen Hintergrund, der mit der lapidaren Erwähnung von „diversen Messerstechereien“ nur äußerst mangelhaft dargestellt wird. Niemand kann die Amüsiermeile „zur problemfreien Zone“ machen. Aber das Problem gehäufter und zunehmender Gewalt durch junge stark alkoholisierte Menschen, teils noch Jugendliche, in gesellschaftskritischem Wortgeklingel zu verstecken, ist auch nicht gerade hilfreich. HOLGER GUNDLACH, Hamburg